Adventskalender (9): Akzente machen unglaubwürdig

Haben Sie auch Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen, die mit starkem Akzent sprechen? Kein Wunder. Seit diesem Jahr wissen wir: Akzente machen unglaubwürdig.

Shiri Lev-Ari und Boaz Keysar von der Universität von Chicago ließen in ihrer Studie Freiwillige harmlosen Sätzen lauschen. Darunter: „Ameisen schlafen nicht“ oder „Eine Giraffe überlebt länger ohne Wasser als ein Kamel“. Manchmal redeten die Sprecher vollkommen akzentfrei, in anderen Fällen mit einem leichten ausländischen Akzent, gelegentlich auch mit besonders starkem Akzent. Um Vorurteile auszuschließen, wiesen die Wissenschaftler vorab darauf hin, dass die Sprecher vorbereitete Sätze ablesen würden.

Doch das änderte nichts: Die Aussprache wirkte sich auf die Beurteilung aus. Auf einer „Wahrheits-Skala“ erreichten die akzentfreien Sprecher 7,5 Punkte. Die mit mildem Akzent kamen auf 6,95 Punkte, die mit starkem Akzent sogar nur 6,84.

In einem zweiten Versuch offenbarten die Forscher die Intention ihres Experiments. Jedoch: Die Vorurteile blieben bestehen. Aussagen mit leichtem Akzent wurden nun zwar ebenso glaubwürdig eingeschätzt wie jene der akzentfreien Sprecher – die mit starkem Akzent bekamen aber weiterhin weniger Punkte. „Wir glauben, dass Menschen mit Akzent weniger Glauben geschenkt wird, einfach weil sie schwieriger zu verstehen sind“, schreiben Lev-Ari und Keysar.

Zur Macht der Akzente passt auch eine aktuelle Studie von Patti Adank von der Universität von Manchester. Sie konfrontierte ihre Probanden mit einem fiktiven niederländischen Dialekt. Nun gab sie einigen Teilnehmern die Aufgabe, den Tonfall nachzuahmen. Im Anschluss lauschten alle Probanden einem Sprecher, der einen Text in jenem künstlichen Tonfall vorlas. Ergebnis: Wer den Dialekt vorher nachgeahmt hatte, konnte den Text deutlich besser verstehen. Offenbar erhöhte das Imitieren das Sprachverständnis.

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