Plagiate sind ja derzeit schwer in Mode, offene Briefe an den Missetäter seit kurzem ebenfalls. Auch in der Alltagsforschung hat sich gestern jemand auf dreisteste Weise bedient. Hier mein offener Brief an den Plagiateur Christoph Pichler.
Sehr geehrter Christoph Pichler,
seit etwa eineinhalb Jahren betreibe ich in meiner Freizeit dieses Blog – weil mir das unendlich viel Spaß macht, ich die Themen interessant finde und mich über immer mehr Leser freue.
Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mich das Bloggen Zeit kostet. Sehr viel sogar. An Werktagen stehe ich extra eine Stunde früher auf – denn die meisten Pressemitteilungen zu neuen Studien werden in den USA über Nacht veröffentlicht, und ich bemühe mich, schon vor Beginn meiner regulären Arbeit einen neuen Beitrag zu schreiben. Abends zu Hause schaue ich dann auch noch mal nach, ob es irgendetwas Interessantes gibt. Manchmal finde ich etwas, manchmal nicht.
Am vergangenen Donnerstag fand ich in drei englischsprachigen Blogs etwas sehr Interessantes – eine Studie, die nahelegt, wie sich Suchmaschinen auf unser Gedächtnis und Erinnerungsvermögen auswirken.
Ich entdeckte die Beiträge gegen 21.30 Uhr und mir war sofort klar, dass ein Artikel bei meinen Lesern gut ankommen würde. Also schrieb ich die zuständige Professorin Betsy Sparrow an und bat sie darum, mir freundlicherweise die komplette Studie zu mailen – was sie 15 Minuten später auch tat. Gegen 22 Uhr las ich die Studie und machte mir Notizen für den Artikel am nächsten Morgen.
Es klingt wahrscheinlich etwas verrückt, aber als um sechs Uhr mein Wecker klingelte – ich hatte ihn mir extra noch 15 Minuten früher gestellt als sonst -, war ich sogar ein bisschen aufgeregt. Denn ich ahnte, dass bislang noch kein deutsches Medium über die Studie geschrieben hatte. Also setzte ich mich nach dem Duschen sofort an den Rechner und schrieb meinen Beitrag, den ich um 7.54 Uhr veröffentlichte. Dann fuhr ich zur Arbeit.
Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil ich einige Stunden später eine sehr unschöne Entdeckung machte. Auf Ihrem Blog fand ich einen Artikel, der mir doch sehr bekannt vorkam. Vorsichtig formuliert. Man könnte, nein: Man muss leider festhalten, dass Sie meinen Beitrag fast eins zu eins wörtlich übernommen haben – mit einigen klitzekleinen Änderungen.
Hier ein Screenshot meines Artikels:
Und hier ein Screenshot Ihres Artikels:
Wissen Sie, Pichler, vor etwa einem halben Jahr haben mein Freund und Kollege Jochen Mai und ich schon mal einen Plagiator enttarnt. Wie Sie kam auch er aus Wien, aber das ist sicher nur ein kurioser Zufall (denn ich liebe Wien wirklich sehr). Eigentlich dachte ich, dass ich von weiteren geistigen Diebstählen verschont bleiben würde. Uneigentlich habe ich mich offenbar getäuscht.
Jedenfalls ließ ich Ihnen gestern postwendend einen Kommentar zukommen. Darin forderte ich Sie auf, das Plagiat sofort zu entfernen und auf die Originalquelle, sprich meinen Text hinzuweisen. Ich war mir sicher, dass Sie meinem Wunsch nachkommen würden, denn Sie sind ja ein alter Hase im Online-Geschäft, besitzen eine eigene Agentur und sind laut Ihres Twitter-Profils „Digital-Marketing-Strategist“ und „Journalist“. Klingt überzeugend, finde ich. Doch leider haben Sie mich ein zweites Mal enttäuscht.
Erstens, weil Sie meinen Kommentar bis jetzt immer noch nicht freigeschaltet haben. Ist Ihnen diese Angelegenheit vielleicht doch ein bisschen peinlich? Zweitens, weil Sie unter den fast wortgleich abgekupferten Text völlig lapidar: „Quelle: Alltagsforschung.de“ geschrieben haben. Das ändert allerdings nichts daran, dass es sich immer noch um ein Plagiat handelt, und verlinkt haben Sie auf die Originalquelle auch nicht. Und drittens, weil Sie es bislang nicht für nötig gehalten haben, sich bei mir zu entschuldigen oder überhaupt auf meine Mail zu antworten. Und das finde ich ehrlich gesagt am allerschlimmsten.
Inzwischen haben auch andere Medien über die Studie berichtet: Spiegel Online, Die Zeit oder die Karrierebibel. Das ist natürlich vollkommen okay – denn jeder hat andere Ansätze für die Texte gefunden, hat sich eigene Gedanken gemacht und sich auch wirklich mit der Studie auseinandergesetzt. Sie hingegen haben einfach meinen Text genommen, ihn kopiert und hier und da ein paar Änderungen vorgenommen. Und das finde ich nun überhaupt nicht okay. Sie etwa?
Herzlich,
Daniel Rettig
[Nachtrag um 12.02: Wie von Zauberhand verweist die „Quellenangabe“ unter dem Plagiat plötzlich direkt zu meinem Originalbeitrag.]
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Wie Christoph Pichler zum Plagiateur wurde… https://www.alltagsforschung.de/agent-plagiateur-ein-offener-brief-an-christoph-pichler/
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