Beim Entwurf eines neuen Autos müssen Designer die Gefühle der Kunden und das Image der Marke beachten – wichtig ist laut einer neuen Studie vor allem die Frontpartie. Denn die entscheidet, ob uns das Modell sympathisch ist – oder nicht.
Schauen Sie doch zunächst mal in dieses Video rein – dauert auch nicht lange.
Auch wenn ich den Spruch „The Face of Vorsprung“ an Albernheit kaum zu überbieten finde, so zeigt das Video eindrucksvoll, dass sich mit ein bisschen Phantasie in vielen Alltagsgegenständen Gesichter entdecken lassen: Etwa in Baumstämmen, Flaschenöffnern oder Steckdosen – und wie am Schluss des Videos auch in Autos. Der Audi A4 taucht panthergleich aus der Dunkelheit auf, die Scheinwerfer wirken wie finstere Blicke, der Kühlergrill ähnelt grimmig zusammengepressten Lippen.
Ob ich phantasiere? Vielleicht. Doch tatsächlich wirkt sich der sprichwörtliche Gesichtsausdruck eines Autos auf die Gefühle und die Sympathie des Betrachters aus – und damit auf die Verkaufszahlen.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine bislang unveröffentlichte Untersuchung (.pdf) eines Teams von Wissenschaftlern um Jan Landwehr von der Universität von St. Gallen. Die Studie liest sich wie eine Gebrauchsanweisung für Autodesigner. Kernthese: Achten Sie vor allem auf die Form des Kühlergrills!
Im ersten Experiment sollten 44 Personen mit einem Durchschnittsalter von 47 das Aussehen verschiedener Autos beurteilen. Allerdings sahen sie nie die Marke, sondern immer nur die Frontansicht der Wagen (auf Seite 47 der Studie finden Sie die präsentierten Modelle).
Die Autos unterschieden sich durch zwei Aspekte: Bei den einen waren die Vorderlichter bogenförmig und der Kühlergrill zeigte nach oben, bei den anderen hatten die Lichter eine schräge Form und der Kühlergrill war nach unten gerichtet. Nun sollten die Probanden das Adjektiv notieren, das ihnen zu den „Gesichtern“ am ehesten einfiel.
Ergebnis: Die erste Gruppe wurde am meisten mit Freundlichkeit assoziiert, die zweite mit Aggressivität. Mehr noch: Die freundlichen Frontansichten waren den Teilnehmern am sympathischsten. Offenbar gilt für Autos dasselbe wie für menschliche Gesichter: Nach oben gezogene Mundwinkel wirken tendenziell netter und offener. Ebenso wie große Kulleraugen den meisten Menschen sympathischer sind als finstere Blicke.
Schön und gut, könnte man nun einwenden. Autos mit diesen Lichtern wirken friedlich, Modelle mit jenen eher agressiv. Na und? Das dachten sich wohl auch Landwehr und seine Kollegen – und daher besorgten sie sich die offizielle Verkaufsstatistik des Kraftfahrtbundesamtes aus dem Jahr 2008.
Fazit: Die Form der Frontleuchten hatte keinen entscheidenden Einfluss auf die Verkäufe – sehr wohl aber die Form des Kühlergrills. Denn Landwehr fand heraus: Am besten verkauften sich Autos mit einem aufwärts gerichteten Kühlergrill. Offenbar gilt auch für Autos: Bitte recht freundlich!
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