Vielleicht liegt es ja daran, dass ich bald 30 werde, aber in letzter Zeit denke ich oft an meine Kindheit. Grund zur Sorge? Keineswegs. Einer neuen Studie zufolge führt Nostalgie zu mehr Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft.
Zu diesem Ergebnis kommen Francesca Gino und Sreedhari Desai von der Harvard Universität in ihrer neuen Untersuchung (.pdf), für die sie insgesamt vier Experimente konzipierten. Im ersten sollten 113 Studenten ein Essay schreiben – und zwar entweder über ein schönes Erlebnis ihrer Kindheit oder ihren letzten Einkauf im Supermarkt.
Der Sinn der Sache: Die eine Hälfte der Teilnehme wurde damit auf ihre Kindheit „geprimed“. Vereinfacht gesagt: Sie versetzten sich gedanklich in die Vergangenheit zurück – noch dazu in Erinnerung an ein schönes Erlebnis. Manche schrieben über das erste Mal Fahrradfahren, andere über Spiele mit Freunden.
Nachdem alle Teilnehmer die Schreibübung beendet hatten, wurde ihnen eine Zusatzfrage gestellt – ob sie vielleicht Lust hätten, den Wissenschaftlern kurz für ein anderes Projekt zur Verfügung zu stehen. Gino und Desai machten deutlich, dass dies mit dem eigentlichen Experiment nichts mehr zu tun hatte und eine rein freiwillige Arbeit sei. Mit anderen Worten: Sie appellierten an die Hilfsbereitschaft der Gruppe – und die fiel nach der Schreibübung völlig unterschiedlich aus.
Aus der Gruppe, die über den Einkauf im Supermarkt geschrieben hatte, erklärten sich 55 Prozent zur Zusatzaufgabe bereit. Die Gruppe, die gedanklich in ihre Kindheit abgetaucht war, half hingegen in 75 Prozent der Fälle. Offenbar steigerten die nostalgischen Gedanken also die Hilfsbereitschaft.
Mehr Großzügigkeit
Dies war auch im nächsten Experiment der Fall. Wieder schrieb die eine Hälfte über ihre Kindheit, die andere über den letzten Besuch des Supermarkts. Danach wurden alle gefragt, ob sie bereit wären, Geld für die Erdbebenopfer in Haiti zu spenden. Und siehe da: Die Nostalgie-Gruppe spendete nicht nur wesentlich häufiger, nämlich in 62 Prozent der Fälle – wohingegen dies bei der anderen Gruppe nur in 41 Prozent der Fall war. Wer über seine Kindheit geschrieben hatte, spendete im Schnitt auch doppelt so viel Geld.
In zwei weiteren Experimenten war das Resultat ähnlich: Nostalgiker zeigten mehr Mitgefühl und Hilfsbereitschaft anderen Menschen gegenüber, außerdem verurteilten sie moralische Vergehen schärfer. Mit anderen Worten: Die Nostalgie führte zu prosozialem Verhalten. So nennen Sozialpsychologen Akte der Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Selbstlosigkeit.
Gino und Desai zufolge besteht eine natürliche Verbindung zwischen Kindheitserinnerungen und moralisch einwandfreiem Verhalten. Vor allem deshalb, weil Kinder in jeder Kultur als unschuldige und ehrliche Wesen gelten, die frei sind von egoistischen Motiven. In der Tat haben Forscher in der Vergangenheit zeigen können, dass schon Kleinkinder von Natur aus hilfsbereit sind. Auch deshalb bewundern viele Erwachsene, dass Kinder immer ehrlich sind.
Der positive Einfluss von Kindheitserinnerungen sorgt also offenbar auch noch im Erwachsenenalter für soziales Verhalten – selbst wenn man sich lediglich gedanklich in die Kindheit zurückversetzt. Und sei es nur für ein paar Minuten.
RT @danielrettig: Neue Studie: Kindheitserinnerungen machen hilfsbereit http://bit.ly/eORd6N #psychologie
@Birgit: Stimmt, das ist eine wichtige Einschränkung – die Kindheitserinnerungen sollten positiv sein. In der Studie hieß es dazu: „Please think about your childhood and good memories you have from it.“ Somit kommt es also hauptsächlich auf „positives Triggern“ an – aber da sollte sich doch in der Kindheit bei jedem was finden lassen 🙂
Das finde ich interessant. Aber ist damit denn wirklich bewiesen, dass es spezifisch die Kindheitserinnerungen sind, die die altruistischen Effekte auslösen?
Ich frage mich das, weil es ja auch so viele andere Studien gibt, die im Ergebnis ähnliche Effekte aufweisen, wenn man die Studienteilnehmer vorher anders positiv stimuliert.
Z.B. durch Bilder oder Filme von altruistischen Handlungen, Geschichten oder einfach durch Wortkombinationen etc…
Allgemeiner formuliert könnte man dann nicht sagen, dass das Stimulieren oder Triggern von positiven Gefühlen oder Mitgefühl zu altruistischem Handeln führt? Jedenfalls eher als neutrale oder gar negative Gefühlsstimulationen.
Was meinst Du dazu?
via @danielrettig Neue Studie: Kindheitserinnerungen machen hilfsbereit http://bit.ly/eORd6N #psychologie
RT @danielrettig: Neue Studie: Kindheitserinnerungen machen hilfsbereit http://bit.ly/eORd6N #psychologie
Neue Studie: Kindheitserinnerungen machen hilfsbereit http://bit.ly/eORd6N #psychologie
Der Einfluss der Nostalgie – Kindheitserinnerungen machen hilfsbereit: Vielleicht liegt es ja daran, dass ich ba… http://bit.ly/h2LG6Y