Die Psychologie des Spendens

In einigen Stunden beginnt im ZDF eine Spendengala für die Opfer des Erdbebens von Haiti. Sicher werden dort zahlreiche unfassbare und schockierende Bilder gezeigt, vermutlich auch von Kindern. Das ist in diesem Fall auch gut so, denn: Je mehr Einzelschicksale, desto mehr Spenden.

Der US-Journalist Jonah Lehrer schrieb in seinem Blog vor einigen Tagen einen Eintrag zu dem Thema. In seinem Buch „How we decide“ berichtet Lehrer auch von Experimenten des Psychologen Paul Slovic von der Universität von Oregon. Slovic wollte herausfinden, wie viel jemand für wohltätige Zwecke bereit ist zu spenden. Daher zeigte er Versuchspersonen das Bild von Rokia, einem hungernden Kind aus dem afrikanischen Mali. Im Schnitt waren die Leute danach bereit, 2.50 US-Dollar zu spenden – zugegeben, nicht sehr viel.

Dann zeigte Slovic einer anderen Gruppe Statistiken über die Anzahl hungernder Menschen in Afrika – mehr als drei Millionen Kinder sind allein in Malawi betroffen, in Äthiopien brauchen elf Millionen Menschen Hilfe. Und was passierte? Die Spendenbereitschaft in Slovics Experiment sank um 50 Prozent.

Auf den ersten Blick wirkt das unlogisch – wir spenden weniger, wenn wir uns dem wahren Ausmaß bewusst werden, als wenn wir von einem Einzelschicksal erfahren. Laut Slovic hat das einen simplen Grund: Statistiken berühren uns nicht – und bewegen uns somit eher nicht zu einer Spende.

Dazu passt ein Zitat von Mutter Teresa: „If I look at the mass I will never act. If I look at the one, I will.“

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