Duftmarke – Gerüche wecken Erinnerungen

Denken Sie bei bestimmten Gerüchten sofort an bestimmte Erlebnisse? Kein Wunder: Einer neuen Studie zufolge wecken Düfte unsere Erinnerungen – sogar stärker als andere Sinneseindrücke.

Schon seit längerem vermuten Wissenschaftler, dass Gerüche große Macht über uns haben. Der Name dieses Phänomens lautet Proust-Effekt, in Anlehnung an den französischen Schriftsteller.

Der schilderte einst in seinem Buch „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ einen seltsamen Vorgang: Just in dem Moment auftauchte, als er den Geruch einer in Tee getränkten Madeleine vernahm – das französischen Gebäck -, tauchten verloren geglaubte Kindheitserinnerung wieder auf.

Es wird vermutet, dass dieser Reflex im Gehirn verankert ist. Dort sitzt unser Geruchssinn, also das olfaktorische Systems, in der Nähe der Amygdala – und die ist unter anderem verantwortlich für Emotionen. Und auch der Hippocampus, der Erinnerungen koordiniert, ist nicht weit entfernt.

Unbestritten ist: Die Erinnerung an gewisse Düfte weckt gewisse Erinnerungen – sowohl schöne als auch unangenehme. Doch seit Jahren streiten Forscher darüber, ob Gerüche sogar für stärkere Erinnerungen sorgen als andere Sinneseindrücke. Und niederländische Wissenschaftler um Marieke Toffolo von der Universität Utrecht haben in einer neuen Studie eine Antwort gefunden.

Für starke Nerven

Für ein Experiment setzten sich 80 Studentinnen in verschiedene Räume, in denen Toffolo und ihre Kollegen einen Fernseher gestellt hatten. Dort schauten die Probandinnen nun einen zwölf Minuten langen Film, der allerdings wenig amüsant war. Genauer gesagt war er ziemlich grausam. Gezeigt wurden verschiedene Filmclips – etwa Szenen schreckliche Verkehrsunfälle oder Teile einer Dokumentation über den Völkermord in Ruanda. Nichts für schwache Nerven.

Vorab teilte Toffolo die Studentinnen in drei Gruppen. Gruppe A saß in einem Raum, der von den Wissenschaftlerinnen dezent mit Cassis-Duft besprüht wurde. Gruppe B saß in einer Kabine, die abwechselnd in vier verschiedenen Farben beleuchtet wurde. Und Gruppe C lauschte währenddessen dezenter Hintergrundmusik. Unmittelbar nach dem Video sollten die Teilnehmerinnen angeben, wie sie den Film empfunden hatten.

Eine Woche später versammelten sich alle Gruppen wieder im Labor. Wieder wurden sie mit denselben Reizen konfrontiert – die einen mit dem speziellen Duft, andere mit besonderem Licht, wieder andere mit Musik. Währenddessen sollten sie sich an das Video erinnern und ihre Gefühle schildern.

Und siehe da: Die Duft-Gruppe schilderte ihre Erinnerungen nicht nur detaillierter, sondern empfand den Film auch als nervenaufreibender und unangenehmer als die Musik-Gruppe. Zu der Licht-Gruppe bestand hingegen kein großer Unterschied. Womöglich lösen Gerüche demnach sogar stärkere Erinnerungen aus als Musik, resümiert Toffolo – zumindest bei Frauen.

Quelle:
Marieke B. J. Toffolo, Monique A. M. Smeets & Marcel A. van den Hout. Proust revisited: Odours as triggers of aversive memories. In: Cognition and Emotion, Band 26, Nummer 1, Seite 83-92.

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