E-Mails verursachen Stress

Fühlen Sie sich ständig gestresst? Womöglich liegt das an ihrem Kommunikationsverhalten – denn einer neuen Studie zufolge verursachen E-Mails Stress.

Schätzungen zufolge werden jeden Tag etwa 183 Milliarden E-Mails verschickt. In einer Umfrage sagte jeder dritte Amerikaner, dass er auf die elektronische Post nicht mehr verzichten wolle. Und eine andere Studie kam zum Ergebnis, dass jeder dritte US-Angestellte seine Emails innerhalb von 15 Minuten beantwortet.

Gleichzeitig beschweren sich viele Menschen über den Stress, den der Posteingang auslöst. Kaum will man sich einer Aufgabe widmen, macht es pling. Da die Neugier zu groß ist, schaut man sofort ins elektronische Postfach, egal ob auf dem Handy unterwegs oder am Arbeitsplatz im Büro. Und abends weiß man vor lauter E-Mails nicht mehr, wo der Tag geblieben ist – und fühlt sich ausgelaugt.

Aber stimmt das wirklich – wirken sich E-Mails direkt auf das Wohlbefinden aus? Oder anders gefragt: Verursachen E-Mails Stress?

Dieser Frage widmeten sich in den vergangenen Jahren einige Studien – und kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach senken viele E-Mails die Zufriedenheit mit dem Job und steigern die Arbeitsbelastung.

Das Problem an all diesen Studien: Sie stellten lediglich einen Zusammenhang zwischen E-Mails und Stress her – aber sie konnten nicht nachweisen, dass die E-Mails den Stress tatsächlich direkt beeinflussten und verursachten.

Diese Schwäche beseitigten nun Kostadin Kushlev und Elizabeth Dunn, die beide an der Universität von British Columbia in Kanada arbeiten. In ihrer Studie, die in einigen Monaten im Fachjournal „Computers in Human Behavior“ veröffentlicht wird, widmeten sie sich den direkten Auswirkungen häufiger E-Mails auf das geistige Wohlbefinden.

Die Methode

Die Forscher gewannen 124 Freiwillige mit einem Durchschnittsalter von 30. Zwei Drittel waren Studenten, ein Drittel Angestellte aus verschiedenen Bereichen – Ärzte, Anwälte oder IT-Spezialisten.

Die Probanden sollten zwei Wochen lang ihr Kommunikationsverhalten ändern, und zwar nach den Regeln der Wissenschaftler. Zunächst sollten sie eine Woche lang exakt dreimal täglich Emails checken, den Posteingang ansonsten meiden und sämtliche Benachrichtigungsfunktionen über neue E-Mails deaktivieren.

In der zweiten Woche sollten sie dann so viel wie möglich E-Mails checken, das Postfach möglichst die ganze Zeit im Blick haben und sämtliche Benachrichtigungsfunktionen über neue E-Mails aktivieren.

Immer um 17 Uhr schickten Kushlev und Dunn den Teilnehmern eine Nachricht mit einer Umfrage. Dort sollten sie angeben, wie oft sie an dem jeweiligen Tag E-Mails gecheckt hatten. Außerdem machten sie Angaben zu ihrem Wohlbefinden – ob sie sich nervös oder gestresst fühlten, wie sehr sie das Leben im Griff zu haben glaubten, wie glücklich und entspannt sie waren.

Das Ergebnis

Sie ahnen es – in jener Woche, in denen sie auf ihre E-Mails möglichst selten zugriffen, ging es allen Probanden besser. Sie waren entspannter, empfanden weniger Stress, waren glücklicher und konnten sich konzentrierter wichtigen Aufgaben widmen.

Genau umgelehrt war es in der Woche, in der sie sich möglichst oft im elektronischen Briefkasten tummelten – dann waren sie gestresster, unkonzentrierter und generell unglücklicher.

Die Begründung

Kushlev und Dunn erklären sich das Ergebnis wie folgt: Menschen haben nur begrenzte geistige Ressourcen. Je häufiger sie E-Mails checken, desto öfter unterbrechen sie dafür eine andere Tätigkeit – und dieser ständige Wechsel macht müde.

Mehr noch: Je müder wir sind, desto eher lassen wir uns ablenken – und checken umso häufiger E-Mails. Ein klassischer Teufelskreis.

Außerdem sind diese geistige Ressourcen nötig, um Emotionen zu regulieren. Je erschöpfter man also ist, desto schlechter klappt das.

Mit anderen Worten: Es kann nicht schaden, ab und an auf E-Mails zu verzichten – um den Stress unter Kontrolle zu halten.

Quelle:
Kostadin Kushlev und Elizabeth Dunn. Checking email less frequently reduces Stress. Computers in Human Behavior (2015), Band 43, Seite 220-228

3 Kommentare

  1. Auch wenn ich es weiß, dass mich E-Mails stressen und ich durch sie abgelenkt werde, schaue ich öfter am Tag nach neuen Nachrichten.
    Nicht weil ich denke, dass es was Wichtiges sein könnte, sondern aus meiner Überzeugung, schnell antworten zu wollen.
    Ich mag es selbst nicht, wenn ich jemanden eine E-Mail sende und dann erst Tage später eine Antwort kommt. Dann könnte ich auch einen Brief schreiben und einmal am Tag im realen Postkasten nach einem Brief schauen.
    E-Mail ist ein schnelles Kommunikationsmittel und das sollte fürs schreiben und antworten gelten

  2. Ja das habe ich auch vor kurzem gemerk, dass mein übervolles Postfach mit Tausenden Mails mich stresst.

    Seitdem praktiziere ich „Inbox Zero“ und das fühlt sich an wie als wäre eine Last von meiner Schultern gefallen:

    http://freelanceformula.de/inbox-zero-oh-gott-fuhlt-sich-das-gut-an/

    Ausserdem habe ich die Notification ausgestellt. Die Emails gehe ich 2x täglich durch (Abends und Morgens). Danach werden die wichtigen Sachen archiviert, der Rest wandert in den Müll.

    Kann ich nur empfehlen!

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