Kleiner Tipp für alle fleißigen Studenten: Sucht Euch am besten einen konservativen Professor – denn der gibt einer neuen Studie zufolge bessere Noten. Die Faulenzer sollten hingegen eher zu einem liberalen Dozenten gehen.
Eigentlich sind Lehrer, Dozenten und Professoren zu Unabhängigkeit verpflichtet. Fair und ausgewogen sollen ihre Bewertungen sein, und sich strikt nach der Leistung der Studenten richten. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das jedoch ganz anders aus – denn zwei amerikanische Ökonomen haben herausgefunden, dass die politische Einstellung der Professoren erhebliche Auswirkungen auf die Noten hat, die sie ihren Studenten geben.
Zu diesem Fazit kommen Talia Bar (Cornell Universität) und Asaf Zussman (Uni Jerusalem) in einer Studie (.pdf), die bald im renommierten American Economic Journal veröffentlicht wird. Für ihre Untersuchung erhielten die beiden Ökonomen die Zensuren einer amerikanischen Eliteuniversität – knapp 60.000 Noten, die etwa 17.000 Studenten in den Jahren 2000 bis 2004 in 3200 Kursen bekommen hatten.
Insgesamt 417 Professoren hatten diese Zensuren vergeben – und von ihnen recherchierten Bar und Zussman nun die politische Orientierung. Dafür muss man wissen, dass Amerikaner sich im Vorfeld einer Wahl registrieren lassen müssen – und schon hierbei entscheiden sie, ob sie eher für die Demokraten oder die Republikaner stimmen wollen. Dadurch konnten die Wissenschaftler also feststellen, ob die jeweilige Zensur von einem Sympathisant der eher liberalen Demokraten stammte oder von einem Anhänger der tendenziell konservativen Republikaner.
Und siehe da: Die politische Orientierung wirkte sich erheblich auf die Notengebung aus. Die konservativen Professoren neigten eher dazu, extreme Noten zu vergeben – und das, obwohl die Qualität der Studenten annähernd gleich war. Will sagen: Die Konservativen vergaben mehr „A+“ und „A’s“ – das US-Pendant zur deutschen Note Eins Plus oder Eins -, als ihre liberalen Kollegen. Allerdings hagelte es auch häufiger die Note ungenügend.
Oder in Zahlen ausgedrückt: Republikanische Professoren gaben in 6,2 Prozent der Fälle eine Note schlechter als Drei Minus, bei den demokratischen Professoren lag diese Quote nur bei vier Prozent. Auf den ersten Blick kein Riesenunterschied – aber immerhin eine Differenz von über 50 Prozent. Noch deutlicher war dieser Unterschied am oberen Ende des Leistungsspektrums. Eine Eins Plus vergaben Demokraten nur bei 3,5 Prozent der Noten, Republikaner jedoch bei acht Prozent – mehr als doppelt so oft.
Bar und Zussman erklären sich die Unterschiede mit der unterschiedlichen Philosophie. Demokraten seien als Anhänger des Egalitarismus stärker daran interessiert, Gleichheit herzustellen. Deshalb verteilten sie womöglich seltener extreme Noten – und zwar sowohl positive als auch negative. Republikaner hingegen vertreten demnach vereinfacht gesagt die Ansicht, dass jeder seines Glückes Schmied ist – und geben deswegen sowohl mehr Einsen als auch mehr Sechsen.
Was Studenten daraus lernen können? Die besonders fleißigen und herausragenden sollten sich vermutlich eher einen konservativen Professor aussuchen – denn bei ihm gibt es größere Aussichten auf bessere Noten. Wer sich hingegen vor einer Sechs fürchtet, ist bei einem liberalen Dozenten wohl besser aufgehoben.
[via WSJ]
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