Was sollte man Menschen raten, die bald heiraten? Ein Psychologe rät: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Laut einer neuen Studie kann das ziemlich gut vorhersagen, wie glücklich die Ehe verläuft.
„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“, empfahl Friedrich Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ im Jahr 1799. Der Spruch wird heute gerne vor Hochzeiten zitiert und soll die Eheleute daran erinnern, sich die Entscheidung gut zu überlegen.
Klingt banal, klappt aber längst nicht immer. 2012 gab es in Deutschland knapp 180.000 Scheidungen, die meisten Ehen hielten sechs bis zehn Jahre.
Da stellt sich die Frage: Lässt sich vorhersagen, wie zufrieden die Partner in der Ehe sein werden? Ja, behauptet zumindest der Psychologe James McNulty von der Florida State Universität.
Für seine neue Studie begleitete er vier Jahre lang 135 Ehepaare. Alle waren zum ersten Mal verheiratet, kein Paar hatte Kinder. Die Männer waren im Schnitt knapp 26 Jahre alt, die Frauen etwa 24.
Alle sechs Monate legte McNulty ihnen nun verschiedene Tests vor. Auf einem Fragebogen sollten sie zum Beispiel ankreuzen, wie glücklich sie mit ihrer Ehe waren, von 1 (sehr unglücklich) bis zehn (vollkommen glücklich). Mit anderen Worten: Sie konnten selbst in Ruhe überlegen und bewusst entscheiden, wie es ihnen in der Ehe ging. Aber wie sah es wirklich in ihnen aus?
Um das herauszufinden, gab McNulty ihnen einen weiteren Test. Hierbei sehen die Teilnehmer zunächst 300 Millisekunden lang verschiedene Gesichter – mal das ihres Partners, mal das eines Fremden. Direkt im Anschluss sollen sie beurteilen, ob Wörter wie „großartig“ und „fürchterlich“ positiv oder negativ besetzt sind.
Wohlgemerkt: Die Probanden nehmen das Antlitz immer nur unbewusst wahr. Dennoch lassen sie sich davon subtil beeinflussen. Wer mit den Fotos Angenehmes verbindet, reagiert auf positive Wörter schneller – und auf negative langsamer.
Diese Beobachtung machte auch McNulty. Mehr noch: Die Reaktion der Teilnehmer sagte einiges über ihre Ehe aus.
Jene Befragten, die ihren Partner zum Start der Studie unbewusst positiv bewertet hatten, blieben in den folgenden vier Jahren auch glücklicher. Die unbewusste Bewertung konnte das Eheglück sogar besser vorhersagen als die bewusst geäußerte Zufriedenheit.
Zugegeben: Es ist schwierig zu wissen, ob die Leute ihr Bauchgefühl wirklich nicht kannten oder ob sie ihre wirklichen Gefühle nicht äußern wollten. Doch die Studie legt nahe, dass unbewusste Gedanken zukünftige Ergebnisse enorm prägen – das gute, alte Bauchgefühl ist demnach enorm verlässlich. Sogar beim Eheglück.
Quelle:
James McNulty et al (2013). Though They May Be Unaware, Newlyweds Implicitly Know Whether Their Marriage Will Be Satisfying. Science 342, Seite 1119–1120