Wer materialistisch denkt, trägt nicht zu seinem Wohlbefinden bei. Ganz im Gegenteil: Einer neuen Studie zufolge macht Materialismus unglücklich.
Streng genommen dürfte es Luxusprodukte gar nicht geben, denn sie widersprechen jeder ökonomischen Logik. Das Gesetz der so genannten Preiselastizität besagt: Wenn der Preis steigt, sinkt die Nachfrage. Oder anders formuliert: Wenn etwas immer teurer wird, will es irgendwann niemand mehr haben. Aber wieso gibt es dann einen Markt für Luxusuhren, Sportwagen oder Yachten? Warum setzt die Logik bei solchen Gütern aus?
Einen ersten Hinweis fand der amerikanische Ökonom Thorstein Veblen bereits im Jahr 1899 in seiner „Theorie der feinen Leute“. Bei manchen Gütern, beobachtete Veblen, gelte nämlich ein Widerspruch: Je höher ihr Preis, desto begehrenswerter sind sie. Der Grund: Sie verfügen über gewisse Eigenschaften, die die Kunden mit Geld zu bezahlen glauben.
Die einen wollen sich Geltung verschaffen, die anderen ein schwaches Selbstwertgefühl stärken. Alles Motive, die auf viele Materialisten ebenfalls zutreffen – jene Personen, die sich über ihre Besitztümer definieren, und immer mehr, mehr, mehr wollen. Man kann sich denken, dass eine solche Einstellung nicht glücklich macht.
Die beiden US-Psychologen Tim Kasser und Richard Ryan fanden bereits in einer Studie im Jahr 1993 einen Zusammenhang zwischen den Lebenszielen und der empfundenen Zufriedenheit. Vereinfacht ausgedrückt: Wem es vor allem um Geld ging, der war tendenziell unglücklicher.
Andere Untersuchungen diagnostizierten bei Materialisten mehr Angst und Beziehungsprobleme. Allerdings konnten diese Studien nur eine Korrelation finden, keine Kausalität. Will sagen: Womöglich hatten Materialisten andere Defizite, die sie durch Konsum kompensieren wollten – als direkte, kausale Ursache wurde die Geisteshaltung bislang jedoch nicht identifiziert. Bis jetzt.
Luxuriöse Fotos
Der Marketingprofessor Galen Bodenhausen von der Northwestern Universität setzte für seine neue Studie 50 Studenten in Einzelkabinen. Die eine Hälfte bekam 24 Fotos von Luxusgütern gezeigt, darunter Autos, Kleidung und Juwelen. Die andere Hälfte sah neutrale Bilder.
Nun sollten alle Studenten zwei verschiedene Fragebögen ausfüllen. In einem gaben sie Auskunft zu ihren momentanen Gefühlen und Empfindungen – wie glücklich und zufrieden sie sich fühlten, wie ängstlich, nervös oder gestresst sie waren. Im anderen wollten die Forscher wissen, wie die Probanden ihre Freizeit verbrachten – ob sie eher soziale Aktivitäten bevorzugten (Partys, Freunde treffen) oder alleine blieben (Lesen, Fernsehen). Und siehe da: Die Fotos wirkten sich unterschiedlich auf die Probanden aus. Wer Bilder von Luxusprodukten gesehen hatte, fühlte sich wesentlich ängstlicher und trauriger – und verbrachte seine Freizeit lieber alleine.
Ähnlich war es auch in drei weiteren Experimenten. Jene Freiwilligen, die mental auf Materialismus gepolt wurden, zeigten sich hinterher unzufriedener und waren weniger an Gesellschaft interessiert. Mehr noch: Sie hatten auch ein größeres Bedürfnis, andere Menschen zu übertreffen.
„Materialisten sorgen sich um ihre relative Position in der Gesellschaft“, schreibt Bodenhausen, „und das führt zu Ängsten, Misstrauen, Sorgen und Unzufriedenheit.“
Quelle:
Monika A. Bauer, James E. B. Wilkie, Jung K. Kim, and Galen V. Bodenhausen (2012). Cuing Consumerism: Situational Materialism Undermines Personal and Social Well-Being. In: Psychological Science.
Sorgenfrei den Alltag zu meistern bedeutet auch minimalistisch zu sein. Sollte ich in meinen Augen wertvolle Dinge besitzen, so bringt das automatisch die Furscht mit sich es könnte etwas negatives geschehen. Im Falle des Sportwagens das jemand eine Delle auf einem Parkplatz mit seiner Tür reinhaut. Sollte man Gold z.B. in Baren- oder Münzform horten so bringt das die Angst mit sich es könnte gestohlen werden.
In sofern ist deine Sorge auf der einen und das unbeschwerte Fahren mit deiner „daily bitch“ absolut nachvollziebar. Eine wertvolle Sache bringt automatisch Verlustängste mit sich…. es liegt an dir zu entscheiden wie sehr es dich belastet und ob das so bleiben soll.
Vielleicht hilft euch die Erfahrung, die ich im Moment mache:
Ich habe mir vor wenigen Monaten meinen Traumwagen gekauft. Genau den, den ich schon immer wollte. Teuer, sau schnell, eklusives unübersehbares Design.
Kurz darauf habe ich mir für ein paar 100 Eur ein 25 Jahre altes Alltagsauto gekauft zum Einkaufen, den Weg zur Arbeit etc. Für den Preis meines Sportwagens hätte ich über 70 (!) Stück meines 25 Jahre alten Autos bekommen.
Jetzt kommts: Ich habe gemerkt wie sorgenfrei, gut gelaunt und unbeschwert ich war, als ich mit meinem alten Auto unterwegs war. Ich hab mich nicht geschert was die Leute denken (guckt eh keiner), wo ich parke und ob mir vielleicht jemand dranfährt und vor allem mache ich mir keine Sorgen um Wartungskosten und Reparaturkosten.
Ganz anders mein Sportwagen: Ich falle absolut überall auf, bin immer im Fokus, parke immer im letzten Eck auf dem Supermarktparkplatz damit mir niemand dranfährt oder die Tür dranhaut. Ich merke wie ich dann zu Imponiergehabe neige, zu schnell fahre, mich mit anderen messe. Ich muss dazu sagen, ich habe genug Selbstvertrauen und bin zufrieden. Ich kaufte das Auto nur für mich, nicht um jemanden zu beeindrucken oder um mich irgendwie damit zu profilieren. Aber statt einfach das geniale Auto zu genießen mache ich mir nur Gedanken über so einen Mist. Gedanken über die horrenden Kosten bei einem Defekt/Unfall oder einfach laufende Kosten wie Versicherung oder was man mit dem Anschaffungspreis sonst noch machen könnte, verdränge ich besser.
So, jetzt hab ich heute vor der Garage gestanden und mich gezwungen mein Luxusauto mal zu fahren, weil ich es ja bezahle, auch wenn es steht. Insgeheim wäre ich lieber in meine Daily Bitch gesprungen und sorgfrei und günstig davongebraust…
Was haltet ihr davon und könnt ihr meine Lage nachvollziehen? Ich denke, ich mache gerade einen großen Schritt zur Selbsterkenntnis. Die Frage ist, was jetzt mit meinem teuren Auto passiert
Materialismus ist eine gute Basis. Es wird erst dann zum Problem, wenn wir ihn zur Krone erheben wollen. Wenn die Basisversorgung nicht stimmt, brauche ich mich weniger um höhere Werte zu kümmern. Wenn diese allerdings erreicht ist, folgt die Orientierung in Richtung des Sinns meines Lebens. Für viele meiner Klienten, war diese Erkenntnis der Anlass eine Sinnsuche zu starten
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Das Vergleichen selbst ist ja nicht das entscheidende, sondern die Vergleichsobjekte. Wer sich mit sich mit seinem früheren Ich vergleicht (vor ein paar Jahren), ist oft auch materiell ein Stück weiter gekommen – das freut einen dann schon. Wer sich mit seinem Ideal oder idealen materiellen Leben vergleicht, verspürt immerzu eine Diskrepanz – das macht unglücklich. Aber so richtig unglücklich, da nie auch nur ansatzweise erreichbar, das macht wohl wirklich nur der Vergleich mit „den Anderen“, mit dem Nachbarn, der das dickere Auto fährt.
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Absolut richtig – Geld darf nicht der einzige bzw Hauptgrund sein um etwas zu erreichen – so kommt man evtl tatsächlich ans Geld, doch richtige seelische Befriedigung gibt es bestimmt nicht.
„Die einen wollen sich Geltung verschaffen, die anderen ein schwaches Selbstwertgefühl stärken“ –> es gibt noch die dritten, für die beim Vielgeldhaben in erster Linie nur die Freiheit in Vordergrund steht, die dieser Umstand mit sich bringt!
Danke
Spätestens, wenn mehr Konsum und Materialismus nicht mehr glücklich macht, ist es Zeit seine Einstellung, Werte und Ziele überdenken, denn zum Glücklichsein bedarf es nicht in erster Linie materieller Dinge.
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