Haben wollen! Wie Verlangen unsere Sinne trübt

Als Kind wollte ich eine Zeit lang unbedingt ein Skateboard haben. Fast jeden Tag ging ich an dem Geschäft vorbei und bewunderte es – es schien mir so nah zu sein. Ich sah mich schon damit durch die Straßen fahren. Kein Wunder: Laut einer neuen Studie beeinflussen unsere tiefsten Wünsche unsere visuelle Wahrnehmung. Wenn wir etwas wirklich wirklich haben wollen, erscheinen Gegenstände näher als sie in Wahrheit sind.

Die US-Psychologen Emily Balcetis und David Dunning haben zwei interessante Experimente durchgeführt. Im ersten sollten die Teilnehmer schätzen, wie weit sie von einer Wasserflasche entfernt saßen. Die eine Hälfte dürfte währenddessen Wasser trinken – die andere bekam Salzbrezeln aufgetischt, um den Durst zu stärken. Resultat: Die zweite Gruppe ging davon aus, dass die Entfernung zur Wasserflasche geringer war als die erste Gruppe.

Doch unsere Bedürfnisse verändern auch unser Verhalten. Im zweiten Experiment sollten die Teilnehmer mit einem Jonglierball auf einen Gutschein zielen, der auf dem Boden lag. Wenn sie ihn trafen, durften sie den Gutschein behalten. Ergebnis: Hatte der Gutschein einen Wert von 25 Dollar, warfen die Versuchspersonen den Ball tendenziell nicht weit genug. Sie unterschätzten also die Entfernung. Hatte er einen Wert von 0 Dollar, warfen sie den Ball tendenziell zu weit. Eben weil sie ja kein Verlangen danach hatten, die Niete zu gewinnen – wohingegen 25 Dollar erstrebenswert waren.

Merke: Wenn wir etwas haben wollen, bewerten wir die physische Entfernung geringer als sie in Wahrheit ist. Unsere Sinne sind dann wortwörtlich getrübt.

Das Skateboard habe ich übrigens irgendwann dann endlich geschenkt bekommen – lange benutzt habe ich es allerdings nicht.

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