Hohe Kunst – Die Psychologie der Stöckelschuhe

Das Jahr 2013 ist noch jung, schon qualifiziert sich eine Studie für das wissenschaftliche Kuriositätenkabinett. Britische Psychologen beschäftigen sich in einer neuen Untersuchung mit der Psychologie der Stöckelschuhe.

Eines vorweg: Man sollte diese Studie jetzt nicht zuuu ernst nehmen, es gibt sicher wichtigere wissenschaftliche Probleme. Aber andererseits ist die Studie, über die ich beim Pacific Standard gestolpert bin, auch zu kurios, um sie zu ignorieren. Denn darin beschäftigt sich Paul Morris von der britischen Universität von Portsmouth mit der Evolution und der Psychologie von Stöckelschuhen.

Zunächst filmte er verschiedene Frauen dabei, wie sie auf einem Laufband spazieren gingen – entweder auf sechs Zentimeter hohen High Heels oder flachen Schuhen. Währenddessen waren an verschiedenen Stellen ihres Körpers spezielle Punkte befestigt, die ein Signal von sich gaben. Der Sinn der Sache: Hinterher sieht man auf einem Monitor lediglich eine Reihe von Punkten tanzen – ohne dabei aber Einzelheiten der Person zu erkennen. Man kann sich also auf den Gang konzentrieren.

Diese Aufnahmen schauten sich nun 15 Männer und 15 Frauen 30 Sekunden lang an. Hinterher sollten sie die Weiblichkeit und die Attraktivität der grünen Pünktchen bewerten. Sie ahnen es jetzt sicher schon: Die Gruppe „Stöckelschuhe“ bekam signifikant höhere Punktzahlen. Mehr noch: Die weiblichen Teilnehmer gaben wesentlich mehr Punkte als Männer.

In einem zweiten Experiment sahen 120 Freiwillige dieselben grünen Punkte. Sie sollten nun entscheiden, ob dahinter ein Mann oder eine Frau steckte – in Wahrheit waren es ja alles Frauen. Doch wenn sie flache Schuhe trugen, wurden immerhin 28 Prozent der Frauen für einen Mann gehalten. Trugen sie Stöckelschuhe – was auf den Punkten nicht zu sehen war -, sank die Fehlerquote auf 17 Prozent.

Der Grund ist für Paul Morris die unterschiedliche Gangart. Jene mit Stöckelschuhen machten kleinere, häufigere Schritte, streckten das Knie weniger und rotierten die Hüfte mehr: „Offenbar betonen Stöckelschuhe die geschlechtsspezifischen Aspekte des weiblichen Gangs“, resümiert Morris.

Der berühmte Schuhdesigner Christian Louboutin hat das in einem Interview mal fantasievoller ausgedrückt: „Der High Heel formt den Körper, er verschiebt den Schwerpunkt nach vorne, was dazu führt, dass man den Po herausreckt, das Kreuz durchdrückt, was wiederum die Oberweite betont. Er macht aus der geraden Körperlinie eine S-Kurve.“ Und dieser Effekt ist offenbar selbst dann noch wirksam, wenn die Trägerin des Schuhs gar nicht zu erkennen ist.

Quelle:
Paul Morris, Jenny White, Edward Morrison (2012). High heels as supernormal stimuli: How wearing high heels affects judgements of female attractiveness. Evolution and Human Behavior

3 Kommentare

  1. Die Stöckelschuhe sorgen als erstes und permanent dafür, dass das ganze Körpergewicht, verstärkt durch die Bewegungskräfte voll auf den Vorderfuß durchknallt.

    Würde Mann / Frau ohne die Stöckel so auf dem Vorderfuß laufen, dann würden die Fußmuskeln aktiv diese Belastungen abfedern. Die Muskeln würden trainiert, die Fußwölbung bliebe hoch und stark. Zugleich würde mit der Venenpumpe das Blut in den Venen wieder nach oben gepumpt, was wichtig für einen guten Kreislauf ist.

    Mit dem Stöckelschuh federt nichts. Die Fußmuskeln degenerieren, die Wölbung und Federkraft gehen verloren. Senk-, Platt-, Spreizfuß sind nur Anfangsprobleme. Es folgen Gelenkprobleme, Abweichungen und Folgeprobleme in der Wirbelsäule usw., usw., usw.
    Wenn ich die „erotische Wirkung“ nicht nur für den Geschlechts- sondern auch für den Machttrieb reflektiere, kann ich mir gut vorstellen, dass es so manchen Mann zumindest unbewusst „freudig erregt“, wie sich das „schwache Geschlecht“ schwächt, und wie es womöglich auch Frauen unbewusst erfreut, wie die Konkurrentinnen sich „fertig“ machen.

    Ich untersuche seit Jahrzehnten EINFLÜSSE. Wenn die Wissenschaft uns mit ihren Untersuchungen DIENEN möchte, wäre es klug, sie würde mal was NEUES untersuchen, außerhalb der gewohnten Denkstrukturen.

    Freundlich grüßt

    Franz Josef Neffe

  2. Also generell finde ich ja Stöckelschuhe super süss und trage sie daher auch sehr häufig, egal ob in der Berufsschule oder in meiner Freizeit. Zum Ausgehen oder Weggehen sind Stöckelschuhe sowieso Pflicht. Und es gibt auch viele tolle Stöckelschuhe, in denen man bequem laufen kann. LG Nadine

  3. LäuferInnen haben diese Position der Füße auch, wenn sie starten. Jedes Kind hat die Fersen oben, wenn es läuft. Dann FEDERT der Fuß. Das gibt Schwung und Dynamik. Mit dem Träger unter der Ferse ist allerdings kein Federn, kein Schwung, keine Dynamik möglich. Alles nur ständig vorgestäuscht, alles nur Schwindel.
    Da die Fußmuskeln nicht trainiert werden bei dieser ständigen Zur-Schau-Stellung, werden sie schwach und der Fuß senkt und spreizt sich und wird platt. Auch die Wadenmuskeln werden so viel zu wenig und vor allem eingeschränkt beansprucht. Die Venenpumpe, die das Blut wieder bis ins Hirn hinaufpumpen soll, fällt weitgehend aus.
    Dass „Frauen auf dem Sprung“ höhere Aufmerksamkeit erregen, sollte nicht verwundern. Nur: Der Stöckelschuh macht alles STATISCH, was im Leben DYNAMISCH funktionieren sollte.
    Nun stellt sich die Frage für den Mann, ob er „nur statisch“ oder auch „dynamisch“ denken kann. Wer auf starre statische Reizbilder hereinfällt, bekommt zuverlässig bald eine Frau mit Senk-, Spreiz-, Plattfüßen und vielen weiteren (nicht nur) Fußproblemen.
    Freundlich grüßt
    Franz Josef Neffe

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