Innere Unruhe – Tablets und eReader schaden dem Schlaf

Haben Sie Probleme, abends einzuschlafen? Wachen Sie morgens müde auf? Lesen Sie vor dem Schlaf noch auf einem Tablet oder einem eReader? Einer neuen Studie zufolge könnte das Gerät Schlafprobleme verursachen.

Fast jeder fünfte Deutsche klagt regelmäßig über Schlafprobleme. Der eine findet abends nicht zur Ruhe und wälzt sich hin und her, der andere wacht ständig nachts auf.

So unterschiedlich die Ursachen auch sein mögen – womöglich ist ein Grund auch die Verbreitung von elektronischen Lesegeräten (eReader) und Tablets.

Egal ob Apple iPad oder Amazon Kindle: Viele Menschen finden es angenehm, abends noch schnell ein paar Seiten im Bett zu lesen. Ist ja auch praktisch, denn immerhin kann man auf das Licht im Raum verzichten und der Partner wird nicht gestört.

Klingt theoretisch gut – hat praktisch aber negative Folgen.

Denn Wissenschaftler sind zunehmend überzeugt: Wer abends im Bett auf einem Tablet oder eReader liest, stört damit seine Nachtruhe. Der Grund: Das künstliche Licht hemmt die Ausschüttung des Hormons Melatonin – aber genau das brauchen wir, um einzuschlafen.

Einen neuen Beleg für die schlafstörende Wirkung der Geräte fand nun auch eine Gruppe von Schlafforschern um Anne-Marie Chang von der Pennsylvania State Universität.

Die Methode

Für die Studie teilte Change sechs gesunde Männer und sechs gesunde Frauen mit einem Durchschnittsalter von 25 via Zufallsprinzip in zwei Gruppen, die nun für ein paar Tage in einem Schlaflabor übernachteten.

Gruppe A sollte vor der Nachtruhe fünf Tage hintereinander etwa vier Stunden lang auf einem Apple iPad lesen. Gruppe B sollte genauso lange ein Buch in Papierform lesen.

Die Forscher um Chang nahmen jede Stunde Blutproben der Teilnehmer, maßen Schlafdauer und -qualität, befragten sie zu ihrem Wohlbefinden – wie fit sie sich morgens fühlten, wie gut sie geschlafen hatten.

Das Ergebnis

Das Resultat ist ein Plädoyer für das gedruckte Buch – zumindest für Menschen, denen ihr Schlaf wichtig ist. Denn die Freiwilligen in der iPad-Gruppe hatten nicht nur weniger Melatonin im Blut als die Buch-Gruppe. Sie brauchten im Schnitt auch zehn Minuten länger, um einzuschlafen – weil sie sich weniger müde fühlten; sie hatten weniger Tiefschlafphasen; fühlten sich morgens weniger ausgeschlafen und wurden langsamer wach.

Das Fazit

„Wer in den Stunden vor dem Schlaf ein elektronisches Buch liest, riskiert ungewollte biologische Konsequenzen“, schreibt Chang – und beeinflusst den Schlaf in der Nacht, die körperliche Leistungsfähigkeit am nächsten Morgen und langfristig womöglich die Gesundheit.

Zwei entscheidende Einschränkungen muss man jedoch machen. Zum einen war die Helligkeit der iPads auf die höchste Stufe gestellt – und wer das jemals im Bett ausprobiert hat, der weiß, wie unangenehm dieses Licht sein kann. Die meisten Nutzer würden das Licht vermutlich dimmen.

Zum anderen sollten alle Probanden vor dem Schlaf vier Stunden lesen – auch das macht in der Realität vermutlich niemand.

Dennoch hält die Studie eine Warnung bereit, die man ernst nehmen sollte: Wer ruhig in den Schlaf kommen will, sollte unmittelbar vorher auf elektronische Geräte verzichten.

Quelle:
Anne-Marie Chang et al (2014). Evening use of light-emitting eReaders negatively affects sleep, circadian timing, and next-morning alertness. Proceedings of the National Academy of Sciences.

7 Kommentare

  1. Hallo,

    ich kann das nur bestätigen. Nutze ich mein IPad vor dem Schlafen, kann ich wesentlich schlechter einschlafen.

    Der Grund ist, wie oben bereits erwähnt, das blaue Licht. Es vermindert die Melatoninproduktion. Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt, weil ich unter einer Depression leide und ein gesunder Schlaf für mich sehr wichtig ist. Auf http://www.depressiv-leben.de schreibe ich darüber.

    Mittlerweile soll es mehrere Apps geben, die das blaue Licht herunter regeln. Ich für meinen Teil nutze das IPad oder mein Smartphone abends einfach nicht mehr so oft und wenn, dann nicht direkt vor dem zu Bett gehen.

    Grüße
    Dennis

  2. Hallo, das ist das Problem mit vielen Tests: Um zu relevanten Messergebnissen zu kommen, muss man die Bedingungen quantitativ so verschärfen, dass das Ergebnis für die meisten Menschen irrelevant wird. Wie in dem Artikel richtigerweise erwähnt wird, liest eben kaum jemand nachts vier Stunden lang auf einem elektronischen Gerät. Wer weniger lang liest, hat zwar auch gewisse Beeinträchtigungen, die sich aber kaum auswirken und damit irrelevant werden. Da ist es wie mit vielen getesteten Lebensmitteln, bei denen auch nur die Menge das Gift macht, wobei die notwendige Menge für das Erreichen der „Giftdosis“ aber kaum jemand zu sich nimmt.

    Viele Grüße
    Elmar Basse

  3. Ich habe schon vor einer langen Zeit beobachtet, dass wenn ich im Bett auf meinem Tablet lese, habe ich dann manchmal Schlafprobleme und Kopfschemrzen. Aus diesem Grund lese ich am Abend nur Papierbücher.

  4. Hallo,

    als Elektroniker stelle ich mir nun die Frage, wie die Studie ausfällt, wenn man die Lichtfarbe ändert.
    So könnte man bei einem eReader (wenn er denn ein beleuchtetes Display hat), generell gelbe LEDs verbauen anstelle der weißen (die einen nicht unerheblichen Blauanteil abstrahlen, gerade wenn sie kaltweiß sind).
    Beim iPad/Tablet gibt es softwaretechnisch eventuell die Möglichkeit, anstelle des weißen „Papieres“ ein gelbliches zu nutzen oder gar die Anzeige zu invertieren (leuchtende Schrift auf schwarzem Grund).
    Wobei sich auch die Frage stellt, wie angenehm diese Darstellung ist.

    Grüße,

    Mario

  5. Es gibt da übrigens für Smartphones kleine Programme, die das blau ausschalten. Mal suchen nach blaulicht filter oder so.

  6. Zum gleichen Ergebnis (allerdings für Computer-Monitore) kommen bereits 2011 Forscher um Cajochen et al.:

    „Evening exposure to a light-emitting diodes (LED)-backlit computer screen affects circadian physiology and cognitive performance“ (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21415172)

    Hat mit blauwelligen Licht zu tun und ebenfalls mit dem Unterdrücken der Melatonin-Ausschüttung.

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