Netter Nebeneffekt: Offenbar steigert Macht die Bereitschaft, aus eigenen Fehlern zu lernen. Wer alles unter Kontrolle hat, will demnach keine Misserfolge zulassen.
Die Geschichte ist reich an Personen, die ihren Einfluss missbrauchten. Manager, die in die eigene Tasche wirtschafteten, oder Politiker, die sich in privaten Affären verstrickten. In der Tat konnten Psychologen inzwischen in zahlreichen Experimenten bestätigen, dass Macht Menschen verändert.
Die Methodik dieser Versuche ist meistens ähnlich: Die eine Hälfte der Probanden muss an eine Situation denken, in der sie Einfluss verspürte, oder erhält in einem Spiel die Rolle des Mächtigen. Die andere Hälfte denkt an eine Alltagssituation oder spielt die Rolle des Untergebenen.
Diese Rollenverteilung wirkt jedes Mal: Macht beeinflusst Macht das Körpergefühl, prägt Entscheidungen und verändert die Selbstwahrnehmung.
All diese Studien trugen nicht dazu, das Image von Macht und Einfluss zu verbessern. Das übernehmen nun Annika Scholl und Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen. Denn sie haben in ihrer neuen Studie eine positive Folge von Macht gefunden.
Aus Fehlern lernen
In einem Versuch befragten sie 110 Führungskräfte und Mitarbeiter. Die Chefs sollten sich an eine Situation erinnern, in der sie mit einem Mitarbeiter unzufrieden waren. Die Mitarbeiter sollten an eine Situation denken, in der ihr Chef mit ihrer Arbeit unzufrieden war.
Nun sollten alle Teilnehmer aufschreiben, wie sie an die Situation zurückdachten. Das Ergebnis: Die Führungskräfte formulierten wesentlich mehr Gedanken, die etwas mit ihrem eigenen Verhalten zu tun hatten. Etwa: „Ich hätte dies und jenes anders machen können, dann wäre ein besseres Ergebnis herausgekommen.“ Die Mitarbeiter hingegen neigten dazu, sich selbst in der Analyse auszuklammern. Mit anderen Worten: Sie suchten die Fehler bei anderen.
Dasselbe Resultat erhielten die Wissenschaftler in weiteren Versuchen. Hier teilten sie Freiwillige via Zufallsprinzip in zwei Gruppen, Führungskräfte und Mitarbeiter. Nun sollten sie in Zweierpärchen verschiedene Aufgaben lösen. Wieder führten die Vorgesetzten Misserfolge häufiger auf sich selbst zurück, die Mitarbeiter hingegen auf äußere Umstände.
Im Angesichts des Scheitern sollen Menschen darüber nachdenken, was sie falsch gemacht haben – um es beim nächsten Mal besser zu machen. Doch die Studie von Scholl und Sassenberg zeigt: Solche Gedanken tauchen vor allem bei jenen Menschen auf, die Macht verspüren. Denn Macht führt zum Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
Mehr Freiheit
Wer keine Macht hat, fühlt sich hingegen dem Schicksal ausgeliefert – und dann will er auch nicht über eigene Fehler nachdenken. Er kann es ja eh nicht ändern, denkt er zumindest.
Die Lektion der Studie ist klar: Um die Lernbereitschaft zu steigern, sollten Vorgesetzte ihren Mitarbeitern so viel Freiheit wie möglich lassen – denn dadurch empfinden sie eher das Gefühl von Einfluss und Kontrolle. Und umso eher sind sie gewillt, aus Fehlern und Misserfolgen zu lernen.
Quelle:
Annika Scholl und Kai Sassenberg (2014). Where could we stand if I had…? How social power impacts counterfactual thinking after failure. Journal of Experimental Social Psychology, Band, Seite 51–61
@Typisch
Vielen Dank für die engagierte Diskussion! 🙂
Achso. Noch ein Zitat von Erich Fromm, das auch unten dazu passt (Krishnamurti, Nietsche)
„Die Kränksten sind die Gesündesten und die Gesündesten sind die Kränksten.“
@Manfred Hurth
„Durch Ihre Antwort sehe ich mich bestätigt. Ich sehe ein hohes, hier insbesondere intelektuelles Potential. Mich würde es mit Freude erfüllen, wenn Sie dieses Potential zur Steigerung Ihres Wohlbefinden einsetzen könnten.“
Blah Blah Höher, schneller, weiter…..
Es ist natürlich schön, wenn Sie sich bestätigt fühlen. Dann hat ja mein Kommentar schon etwas positives bewirkt – wunderbar. Dass Sie es mit Freude erfüllen würde, das ist schon schlau formuliert, denn mir erschließt sich nicht wirklich, wie Sie heraus bekommen wollen, was wohl möglich zu mein Wohlbefinden beiträgt und ob ich es überhaupt steigern muss oder will. Danke für die Unterstellung, ich würde mich nicht Wohlbefinden. Kann ja gar nicht sein, so wie ich hier kommentiere LOL
„Der Fokus auf Negatives, was ja wirklich überall und massiv da ist, schadet unserer Gesundheit und trägt daher nicht zu einer besseren Welt bei.“
Vielen dank auch für die Unterstellung, ich würde „Ihrer“ Gesundheit schaden. m(
Zumindest ich beuge mich nicht dem Diktat des positiven Denkens. Und. Wenn deshalb die Welt unter geht, dann soll es halt so sein.
„Der Fokus auf das freudvolle stärkt die Gesundheit und trägt daher zu einer besseren Welt bei.“
Kann ich mir schon gut vorstellen, dass wenn man Ausschließt die Psyche nicht ganz so doll belastet wird. Ich erkenne da eher Angst.
„Ich für mich habe mich entschieden meinen Fokus, da wo ich die Wahl habe, auf das positive, auf das stärkende zu setzen und mich in meinem Umfeld für einer bessere Welt einzusetzen. Was mir sichtbar immer besser gelingt. Nicht auszudenken, wenn das jeder tun würde. ;-)“
Nicht auszudenken, wenn jeder so wäre wie sie – *grusel*. Sie können und dürfen sich natürlich so entscheiden wie Sie das wollen, so wie jeder andere auch, aber erkenne ich da einen Anflug von Narzissmus?
„Ich wünsche Ihnen von Herzen liebevolle Augen für das Schöne der Welt.“
Wieder dieses ominöse Wünschen. Wie kommen Sie darauf, dass ich das schöne der Welt nicht sehe? Ich zitiere Sie mal von unten.
„Da wird keiner kommen, Dich an die Hand nehmen und liebevoll begleiten, auch wenn Du Dir das noch so sehr wünschst.“
Komisch. Bei mir funktioniert das Wünschen nicht, egal wie sehr ich das tun würde. Aber bei Ihnen schon. Merken Sie eigentlich noch, was für einen Positivblödsinn sie verzapfen.
„Ihre kritischen Fähigkeiten und Ihr hohes Potential zu erkennen, wo es noch was zu verbessern gibt, wird dadurch nicht geschmälert, nur ihr Horizont, das Positive zu sehen und wertzuschätzen integriert.“
Noch mal. Wie kommen Sie darauf, ich würde das Positive nicht sehen? Anscheinend ist Ihr Horizont Ihrer Glaskugel defekt.
Sie hat diese „Macht“ anscheinend auch getriggert mich bekehren zu wollen. Weiterhin viel Freude dabei.
Das Thema Macht triggert wohl viele Menschen.
Ich bekomme auch ein mulmiges Gefühl, wenn ich an meine eigene Macht denke.
Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind,
unsere tiefgreifendste Angst ist, über das Meßbare hinaus kraftvoll zu sein.
Marianne Williamson (In der Antrittsrede von Nelson Mandela verwendet)
@typisch
> Trotzdem ein Danke, für Ihren wohl gemeinten Kommentar.
Sehr gerne.
Durch Ihre Antwort sehe ich mich bestätigt. Ich sehe ein hohes, hier insbesondere intelektuelles Potential. Mich würde es mit Freude erfüllen, wenn Sie dieses Potential zur Steigerung Ihres Wohlbefinden einsetzen könnten.
Der Fokus auf Negatives, was ja wirklich überall und massiv da ist, schadet unserer Gesundheit und trägt daher nicht zu einer besseren Welt bei.
Der Fokus auf das freudvolle stärkt die Gesundheit und trägt daher zu einer besseren Welt bei.
Ich für mich habe mich entschieden meinen Fokus, da wo ich die Wahl habe, auf das positive, auf das stärkende zu setzen und mich in meinem Umfeld für einer bessere Welt einzusetzen. Was mir sichtbar immer besser gelingt. Nicht auszudenken, wenn das jeder tun würde. 😉
Ich wünsche Ihnen von Herzen liebevolle Augen für das Schöne der Welt.
Ihre kritischen Fähigkeiten und Ihr hohes Potential zu erkennen, wo es noch was zu verbessern gibt, wird dadurch nicht geschmälert, nur ihr Horizont, das Positive zu sehen und wertzuschätzen integriert.
Achso @Daniel Rettig
Denken Sie mal an Ihre Kindheit, ideal wäre Sie fühlen dies auch. Also an die Zeit vor Ihrer Einschulung.
Brauchten Sie da ein Gefühl von Macht um Lernen zu wollen – ist dieses Gefühl da überhaupt schon ausgeprägt? Mussten Sie es wollen um zu lernen, also das was Sie pers. ohnehin Lernen wollten? Oder war da einst ein natürlicher Drang, ohne dass Sie es wollen mussten?
@Daniel Rettig
„Die Lektion der Studie ist klar: Um die Lernbereitschaft zu steigern, sollten Vorgesetzte ihren Mitarbeitern so viel Freiheit wie möglich lassen – denn dadurch empfinden sie eher das Gefühl von Einfluss und Kontrolle.“
Ähm. Reden sie da nicht über die arbeitsteilige Gesellschaft? Zumindest mir kommt es so vor.
Ich lese das so. So viel Freiheit wie möglich, aber nur soviel wie nötig. Einfluss und Kontrolle ist dabei nur ein Empfinden, nichts wahrhaftiges, aber das muss reichen, so der Chef denn willig ist.
@Manfred Hurth
Wenn es Ihnen nichts ausmacht zitiere ich.
„Toll, was Du schreibst. Bestätigt meiner Meinung nach genau die Studie“
Sicherlich ist da was wahres dran, an der Studie, aber genau das ist das perfide, aus meiner Sicht.
„Fühlst Du Dich so, dass Du alles unter Kontrolle hast?“
Schlechter Scherz. Alles unter Kontrolle zu haben, insbesondere in der „modernen“ Gesellschaft ist eine Illusion. Entweder Einfälligkeit, oder wahlweise auch zu viel Koks o.Ä.
Fragen Sie aber, ob ich mich selbst unter Kontrolle habe, dann will ich das gerne mit ja beantworten.
„Oder glaubst Du man gaukelt Dir was vor, dass Du schuften sollst und Dich auch noch dabei wohlfühlen?“
Aähm. In welcher Welt leben sie denn? Schon mal etwas von Tittitainment gehört? Es ist schon sehr lange klar, dass die Arbeit immer weniger wird und die Menschen immer mehr. Mit der aktuellen Arbeits- und Sozialpolitik will ich gar nicht erst anfangen. Also, was soll diese Frage? Wieder so ein Eso Zeug, oder einfach nur der akademische Elfenbeinturm?
„Um zu überprüfen, ob die Studie auch einen Wert hat für Dich kannst Du für Dich überprüfen:“
Warum muss das für mich einen Wert haben? Ich dachte ich hätte meine Meinung dazu schon klar gemacht. Und wie oben steht, bezweifle ich kaum, dass das funktioniert.
„Im ersten Fall gehörst du dann genauso zu uns, die wir die Gesellschaft sind, im zweiten Fall bist Du was Besonderes und ich würde mich deshalb freuen, wenn Du dazugehören würdest, dann bist Du eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. :-)“
HaHa! Wollen sie mich hypnotisieren? Wer ist wir? Kollektivismus Blödsinn. Ich gehöre nicht zu Ihnen oder Ihrer Gesellschaft, wenn dann nur Zwangsweise. Der Zwang der Zeugung.
Zu solch einer, von Grund auf kranken Gesellschaft, wollte ich mich gar nicht zugehörig fühlen, denn das ist kein gutes Zeichen (Krishnamurti, wahlweise auch Nietzsche).
„Ich wünsche Dir viel Freude und Erfüllung, bei allem was Du tust.“
Danke, aber wenn Sie glauben, das dieses wünschen wirklich etwas bewirkt und nicht nur eine Höflichkeitsfloskel ist, dann will ich Sie gerne in dem Glauben belassen und sie dürfen mir auch das blaue vom Himmel herunter wünschen..
„In den Bereichen, in denen Du Dir das noch nicht vorstellen kannst, kannst nur Du selbst etwas verändern. Da wird keiner kommen, Dich an die Hand nehmen und liebevoll begleiten, auch wenn Du Dir das noch so sehr wünschst. Das kannst Du gut für Dich selbst tun, auch wenn Du das gerne anders hättest und Dir nicht vorstellen kannst.“
Wieder so ein Eso Zeug. Ich weiß mir schon zu helfen – danke!
„(Und wenn Du Deinen Weg gehst, dann wirst Du wahrscheinlich ziemlich schnell entdecken, dass da viele sind, die Dich unterstützend begleiten, und vielleicht kannst Du das dann sogar zulassen und die Verbundenheit und das warme getragen werden spüren.)“
Siehe oben. So viele sind das nicht in meinem Umfeld, wenn ich echt bin und nicht das was andere wollen.
Trotzdem ein Danke, für Ihren wohl gemeinten Kommentar.
@Typisch
Toll, was Du schreibst. Bestätigt meiner Meinung nach genau die Studie. 😉
Wenn Du magst, fühl mal in Dich rein, wie Du Dich fühlst.
Fühlst Du Dich so, dass Du alles unter Kontrolle hast?
Oder glaubst Du man gaukelt Dir was vor, dass Du schuften sollst und Dich auch noch dabei wohlfühlen?
Um zu überprüfen, ob die Studie auch einen Wert hat für Dich kannst Du für Dich überprüfen:
In welchem Bereich Deines Lebens hast Du das Gefühl, dass Du alles unter Kontrolle hast?
Wenn Du in diesem Bereich Dinge erlebst, die Du Dir nicht wünschst, was denkst Du dann?
Was fühlst Du dann?
Vergleich das mal mit der Studie. Stimmt es überein oder ist es bei Dir anders?
Im ersten Fall gehörst du dann genauso zu uns, die wir die Gesellschaft sind, im zweiten Fall bist Du was Besonderes und ich würde mich deshalb freuen, wenn Du dazugehören würdest, dann bist Du eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. 🙂
Ich wünsche Dir viel Freude und Erfüllung, bei allem was Du tust. In den Bereichen, in denen Du Dir das noch nicht vorstellen kannst, kannst nur Du selbst etwas verändern. Da wird keiner kommen, Dich an die Hand nehmen und liebevoll begleiten, auch wenn Du Dir das noch so sehr wünschst. Das kannst Du gut für Dich selbst tun, auch wenn Du das gerne anders hättest und Dir nicht vorstellen kannst.
(Und wenn Du Deinen Weg gehst, dann wirst Du wahrscheinlich ziemlich schnell entdecken, dass da viele sind, die Dich unterstützend begleiten, und vielleicht kannst Du das dann sogar zulassen und die Verbundenheit und das warme getragen werden spüren.)
@Typisch: Äh, ehrlich gesagt ist es mir schleierhaft, wie Sie auf diese Meinung kommen. Was soll die beschriebene Studie denn mit dem Zustand der Gesellschaft, Psychotricks oder Imagepropaganda zu tun haben?
Typischer Bullshit. Es geht mal wieder nur darum, wie man den Arbeitern etwas vorgaukelt. Diese Psychotricks sind so erbärmlich, wie genau das Gegenteil, den Arbeitern keinen Freiraum zu lassen.
Wie verkommen die Gesellschaft schon ist, kann man hieran ganz gut ablesen. Hauptsache die Arbeiter schuften und fühlen sich auch noch gut dabei. Und solchen Müll lernt man noch auf der Uni. Jeder Bereich des Lebens ist schon durchsetzt mit diesen Psychotricks, am meisten wohl in der Werbung, dem Marketing und der Imagepropaganda. Diese allgemein anerkannte Komunikationstheorien sind das letzte vom letzten und dermaßen unaufrichtig, dass es zum Himmel schreit.
Aber hauptsache der „Rubel“ rollt! Neoliberaler Bullshit!