Montagmorgen. Der Beginn einer neuen Arbeitswoche. Mal ehrlich: Finden Sie den Gedanken an die kommenden fünf Tage unerträglich? Freuen Sie sich jetzt schon auf Freitagnachmittag? Dann fehlt es Ihnen vermutlich an Leidenschaft.
Leistungsdruck hier, Burn-out dort – selten wurde so viel über Unzufriedenheit im Job geklagt. Wer morgens einen Pendlerzug betritt, blickt häufig in frustrierte, genervte Gesichter. Dementsprechend hoch ist auch die Wechselbereitschaft: Mehr als jede dritte Fach- und Führungskraft würde ihren aktuellen Job aufgeben, fand kürzlich die Meinungsforschung Forsa in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Online-Stellenbörse Jobware heraus. Der Personaldienstleister Kelly Services wiederum resümierte: Jeder dritte Arbeitnehmer ist mit seinem derzeitigen Job unzufrieden – vor allem wegen längerer Arbeitszeiten und gestiegenen Jobanforderungen.
Das mag alles stimmen. Doch ich behaupte: Den meisten fehlt es schlicht an Leidenschaft.
In den vergangenen Jahrhunderten haben sich viele kluge Menschen mit dem Thema beschäftigt, allen voran Philosophen. Der deutsche Denker Friedrich Nietzsche befand, Leidenschaften seine „die Wildwasser der Seele“. Und der libanesisch-amerikanische Philosoph Khalil Gibran sagte: „Derjenige, der mit Tinte schreibt, ist nicht zu vergleichen mit demjenigen, der mit seinem Herzblut schreibt.“
Seit einigen Jahren behandeln auch Psychologen das Thema Leidenschaft. Vorreiter der Passionsforschung ist der kanadische Psychologe Robert Vallerand. Er definiert Leidenschaft als „eine starke Neigung zu einer selbst-definierenden Aktivität, die man mag oder liebt, wertschätzt, wichtig findet und in die man deshalb auch gerne Zeit und Energie investiert“.
Wohlgemerkt: Leidenschaft ist nicht immer positiv – auch mit ihr kann man es übertreiben. Deshalb unterscheidet Vallerand zwei Arten von Leidenschaft: harmonischer und zwanghafter. Erstere ist sozusagen die gesunde Form, bei der man sich mit Freude, Enthusiasmus und Ausdauer einer Aufgabe widmet. Egal ob im Beruf oder Privatleben. Letztere hingegen führt langfristig ins Verderben – weil die Betroffenen gewissermaßen völlig besessen sind, nicht selten die Kontrolle verlieren und sich die Leidenschaft nicht mehr vernünftig mit dem Privatleben vereinbaren lässt.
Sie können ganz leicht testen, welche Form auf Sie selbst zutrifft – anhand Vallerands 14-Punkte-Skala. Die ersten sieben Punkte definieren eine harmonische Leidenschaft, die Punkte 8. bis 14. weisen auf eine zwanghafte Leidenschaft hin.
Die Leidenschafts-Skala
1. Die Aktivität verschafft mir eine Vielzahl unterschiedlicher Erfahrungen.
2. Häufig entdecke ich dabei etwas Neues – und deshalb schätze ich die Aktivität umso mehr.
3. Ich mache dabei unvergessliche Erlebnisse.
4. Die Aktivität kommt meinen Stärken entgegen.
5. Sie ergänzt sich prima mit meinen anderen Tätigkeiten.
6. Für mich ist es eine Leidenschaft, aber ich kann sie kontrollieren.
7. Ich bin völlig von ihr in Beschlag genommen.
8. Ohne sie kann ich nicht leben.
9. Es ist fast wie eine Sucht – ich muss ihr einfach nachgehen.
10. Ich kann mir ein Leben ohne sie kaum noch vorstellen.
11. Ich bin emotional von ihr abhängig.
12. Es fällt mir schwer, ihr nicht nachzugehen.
13. Ich bin fast schon zwanghaft.
14. Meine Laune hängt davon ab, ob ich ihr nachgehen kann oder nicht.
Zugegeben, einige der Punkte ähneln sich – und doch geben Sie einen ziemlich guten Hinweis darauf, wie es um Sie steht. Hand aufs Herz: Wie viele der Punkte treffen auf Sie und Ihren Job zu?
Oder anders gefragt: Wenn Geld keine Rolle spielen würde – welcher Arbeit würden Sie am liebsten nachgehen? Und was hindert Sie daran?
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Ich bin SW-Entwickler aus Leidenschaft und gehe dem auch beruflich nach. Und auch für weniger Geld würde ich den Beruf machen.
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