Nicht nur unsere Zunge entscheidet darüber, ob uns ein Wein schmeckt. Laut einer neuen Studie hängt das auch davon ab, welche Musik im Hintergrund läuft – egal ob bei Rot- oder Weißwein.
Ich habe von Wein nicht die geringste Ahnung. Für mich gibt es nur ein Kriterium: Schmeckt gut oder schlecht. Punkt. Dinge wie Herkunft, Traube oder Jahrgang sind mir, genau: schnuppe. Und Hobby-Weinexperten, die stundenlang über die Vorzüge dieses und die Nachteile jenes Tropfens dozieren, finde ich, sorry: unerträglich.
Aber wie wir einen Wein finden, hängt nicht nur von ihm und unserer Zunge ab – sondern auch von der Musik im Hintergrund. Klingt völlig skurril, ist aber das Fazit einer neuen Studie (.pdf) des Psychologieprofessors Adrian North von der Heriot-Watt Universität im schottischen Edinburgh.
Er kontaktierte 250 Personen auf dem Campus der Hochschule und offerierte ihnen ein Glas Wein – falls sie im Gegenzug ein paar Fragen zu dessen Geschmack beantworten würden. Zuerst bekamen alle ein Glas Wasser, um andere Geschmäcker zu vertreiben. Nun reichte North den Probanden entweder ein Glas Weißwein oder Rotwein und führte sie in einen von fünf verschiedenen Räumen.
Die unterschieden sich nur durch eins: ihre Hintergrundmusik. Eine Gruppe lauschte „Carmina Burana“ von Carl Orff, also tendenziell kraftvolle Musik. Die zweite bekam den „Blumenwalzer“ von Pjotr Tschaikowsky zu hören, die dritte das schnellere „Just Can’t Get Enough“ der französischen Band Nouvelle Vague, die vierte hörte die sanfte Ballade „Slow Breakdown“ von Michael Brook. Im fünften Raum lief gar keine Musik, diese Probanden dienten als Kontrollgruppe.
Im Anschluss sollten die Teilnehmer den Wein bewerten. Und siehe da: Die Hintergrundmusik hatte darauf erheblichen Einfluss. Die Orff-Gruppe beschrieb den Wein im Vergleich zur Kontrollgruppe eher als kraftvoll und schwer – wer hingegen der Ballade gelauscht hatte, fand genau denselben Wein eher weich und zart. Die Tschaikowsky-Gruppe fand den Wein hingegen am ehesten „subtil“ und „ausgereift“, die Nouvelle-Vague-Gruppe fand ihn erfrischend.
„Hintergrundmusik beeinflusst den Weingeschmack“, resümiert Adrian North. Offenbar übertragen wir die Eigenschaften der Musik auf den Wein – unabhängig davon, ob es sich um Weiß- oder Rotwein handelt. Genauer gesagt ruft Musik häufig gewisse Emotionen hervor, mal Kraft und Energie, mal Ruhe und Zärtlichkeit – und diese Emotionen manipulieren auch unsere Zunge.
Das gilt längst nicht nur bei der Frage, ob uns ein Wein schmeckt oder nicht. Die Psychologie der Musik beeinflusst auch unser Einkaufsverhalten: In einer Studie im Jahr 1997 spielte Adrian North in einem Supermarkt mal französische Akkordeonmusik, mal deutsche Blasmusik. Ergebnis: Bei Klängen aus Frankreich waren 77 Prozent der verkauften Weine ebenfalls französisch. Wurde deutsche Blasmusik gespielt, kamen 73 Prozent der verkauften Weine aus Deutschland.
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