Pinke Pinke – Macht Reichtum glücklich?

Macht Reichtum glücklich? Oder haben Menschen mit extrem viel Geld die gleichen Ängste und Sorgen wie Otto Normal? Eine exklusive US-Studie gibt Einblick in das Seelenleben der Superreichen.

Zum Beispiel Roman Abramowitsch. Der russische Oligarch verfügt nicht nur über ein geschätztes Vermögen in Höhe von etwa elf Milliarden Euro – er hat allem Anschein nach auch einen Bootstick. Ihm gehören nicht nur die „Pelorus“, die „Le Grand Bleu“, die „Mayan Queen“, die „Luna“ und die „Ecstasea“ – Abramowitsch besitzt auch die derzeit größte Yacht der Welt.

163 Meter misst die „Eclipse“, was in etwa so lang ist wie eineinhalb Fußballfelder. Einem Bericht des „Spiegel“ zufolge kostet allein der Unterhalt des Luxusdampfers 20.000 Euro – täglich. Geschätzte Kaufsumme: 800 Millionen Euro. Bei solchen Summen stellt sich natürlich sofort die Frage, ob der reiche Russe größenwahnsinnig ist oder ob er durch seine imposante Yachtsammlung womöglich andere Defizite kompensieren muss.

Keine Frage, von Millionären geht immer eine Faszination aus, von Milliardären erst recht. Eine wahre Armada von Klatschreportern, Tausende von Zeitschriften und Fernsehmagazinen wie „Exklusiv“ oder „Prominent“ leben vom Geschäft mit Tratsch und Klatsch. Doch auch seriöse Sendungen thematisieren die Reichen in letzter Zeit erneut.

Erst vor wenigen Tagen fragte Anne Will in ihrer Sendung, ob „sozialer Aufstieg ein Märchen“ sei, heute Abend widmet sich der renommierte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar in „Quarks & Co“ den Reichen und angeblich Schönen. Der Journalist Christian Rickens hat über die oberen Zehntausend aktuell gleich ein ganzes Buch geschrieben: „Ganz oben: Wie Deutschlands Millionäre wirklich leben.“

Doch angesichts solch bizarrer Details aus dem Leben eines Superreichen wie Abramowitsch stelle ich mir immer noch eine andere Frage: Sind solche Menschen glücklich? Welche Sorgen und Ängste haben sie? Was treibt sie um? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich derzeit auch eine umfangreiche Studie in den USA, über die der Journalist Graeme Wood kürzlich exklusiv im Magazin „The Atlantic“ berichtete.

Wissenschaftler um den Soziologen Paul Schervish vom „Center on Wealth and Philanthropy“ des Boston College befragten in einer anonymen Umfrage amerikanische Superreiche. Der Titel der Studie: „The Joys and Dilemmas of Wealth“. Insgesamt beteiligten sich 165 Personen an der Umfrage. Durchschnittlich verfügten sie über ein Vermögen von 78 Millionen Dollar, zwei waren Milliardäre. Im Zentrum stand eine Frage: Was macht das viele Geld mit den Menschen? Um es vorweg zu nehmen: Glücklich macht die Knete nicht – ganz im Gegenteil.

Schervish und Co. haben inzwischen über 500 Seiten Material zusammengetragen, auf denen die Millionäre Auskunft über ihr Seelenleben geben. Und das ist alles andere als intakt. Die meisten Statements legen den Schluss nahe, dass viel Geld vor allem in Ängsten und Sorgen resultiert. Die einen haben den Eindruck, dass sie kein Recht mehr darauf haben, sich über irgendetwas zu beschweren. Die anderen fürchten um die Zukunft ihrer Kinder – entweder, weil sie sie durch ein Millionenerbe zu verwöhnten Bengeln machen, oder weil sie ihnen zu wenig hinterlassen. Wieder andere leben in sozialer Isolation, da sie zwischen echten und falschen Freunden nicht mehr unterscheiden können.

Und – es klingt zugegebenermaßen etwas grotesk: Die meisten Reichen haben gar nicht das Gefühl, finanziell abgesichert zu sein. Im Schnitt sagten die Befragten, dass sie dafür noch etwa 25 Prozent mehr Vermögen bräuchten. Ein Millionenerbe gab sogar zu Protokoll, sich erst ab einem Kontostand von einer Milliarde Dollar wirklich sicher zu fühlen.

Fazit: Selbst mit Milliarden auf der Bank wird das Leben nicht schöner. „Geld ist wie Feuer“, sagt Studienleiter Schervish, „entweder es wärmt deine Füße oder es verbrennt deine Socken.“

Roman Abramowitsch wird im kommenden Sommer sicher wieder mit einer seiner Yachten auf Tour gehen – und danach keinen Deut fröhlicher und zufriedener sein. Psychologen wissen nämlich längst: Geldausgeben kann glücklich machen. Eine 163-Meter-Yacht gehört allerdings nicht dazu.

11 Kommentare

  1. Tröstlich letztlich! Und ein weiterer Beleg dafür, dass das Gefühl von Sicherheit im Grunde mit spiritueller Tiefe einhergeht und niemals objektivierbar ist….schon gar nicht durch Zahlen auf dem Konto. Ich kenne selbst Menschen, die aus meiner Sicht „ausgesorgt“ haben und sich doch endlos weiter sorgen. In diesem Zusammenhang fällt mir die Aussage von Melinda Gates ein, deren Engagement für die Weltgesundheit in der Gates-Stiftung ich bemerkenswert finde.
    Wie jeder weiß, geben die Gates´ fast ihr komplettes Vermögen in diese gewaltige Stiftung. Sie sagte in diesem Kontext etwa: „Wir wollten unseren Kindern die enorme Bürde dieses Reichtums ersparen.“ Daran ist viel Wahres. Reichtum ist eine moralische Verpflichtung. Wer soviel Geld nur für sich selbst, sein Wohlbefinden und seine „Scheinsicherheit“ verwendet, versauert irgendwie……

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