Falls Sie sich früher über Ihre Noten in Mathematik geärgert haben – oder dies immer noch tun – grämen Sie sich nicht: Laut einer neuen Studie hat der Erfolg in dem Fach wenig mit Intelligenz zu tun – und viel mit Motivation.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Gruppe von Wissenschaftlern um den gebürtigen Japaner Kou Murayama. Im Rahmen eines Forschungsprogramm verbrachte er die vergangenen drei Jahre an der Ludwig-Maximilians-Universität München – und arbeitete dort für eine neue Studie mit dem Psychologieprofessor Reinhard Pekrun und dessen Mitarbeiterin Stephanie Lichtenfeld zusammen.
Das Team wollte vor allem herausfinden, wann Schüler Fortschritte in einem Fach machen. Oder genauer: welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Eher die Intelligenz? Oder die Motivation?
Projekt Palma
Deshalb werteten Murayama und Co. die Daten von etwa 3500 bayrischen Schülern aus, sowohl Gymnasiasten als auch Real- und Hauptschüler.
Alle nahmen fünf Jahre lang an der Studie „Palma“ teil, dem Projekt zur Analyse der Leistungsentwicklung in Mathematik. Dabei absolvierten sie einmal im Jahr verschiedene Aufgaben. Darunter: Ein Mathetest mit Arithmetik und Algebra sowie ein Intelligenztest.
Außerdem beantworteten sie verschiedene Fragen zu ihrer Leistungsbereitschaft. Glaubten die Schüler daran, ihren Erfolg selbst in der Hand zu haben? Lohnte sich die Anstrengung also? Hatten sie Eigeninteresse an Mathe? Vielleicht sogar Spaß? Oder strengten sie sich vor allem an, um gute Noten zu bekommen? Mit anderen Worten: Waren sie eher intrinsisch oder extrinsisch motiviert?
Dann analysierten die Wissenschaftler, ob die Antworten auf diese Fragen einen Zusammenhang zu den Test-Ergebnissen aufwiesen – und wenn ja, welchen. Und siehe da: Der Intelligenzquotient hatte mit den Resultaten ziemlich wenig zu tun.
Viel wichtiger war der Punkt Motivation. Zum einen sorgte intrinsische Motivation langfristig für Fortschritte – nicht aber extrinsische Motivation, also beispielsweise der Fokus auf gute Noten oder eine finanzielle Belohnung durch die Eltern. Zum anderen war die wahrgenommene Kontrolle entscheidend. Will sagen: Die Schüler mussten daran glauben, ihr akademisches Schicksal selbst in der Hand zu haben.
Die Studie liefert einen weiteren Beleg dafür, dass gute Noten nicht ausschließlich das Ergebnis von naturgegebener Intelligenz sind – und schlechte Noten kein Zeichen von Dummheit. Das ist doch irgendwie tröstlich: Wer sich selbst motivieren kann und erkennt, dass sich die Anstrengung lohnt, wird mehr Arbeit hineinstecken – und zwangsläufig besser abschneiden.
Quelle:
Kou Murayama et al (2012). Predicting long-term growth in adolescents‘ mathematics achievement: The unique contributions of motivation and cognitive strategies. Child Development.
Danke für die Studie! Wieder einmal ein Beleg dafür, dass jeder Mensch „seines eigenen Glückes Schmied ist“, wir Menschen zu 99,9% physiologisch/biologisch/genetisch identisch sind und letzten Endes alles eine Frage
1. des Zufalls (soz. Umgebung, Werte etc.) und noch wichtiger
2. der Motivation (locus of control, (Selbstwirksamkeits-)Erwartungen und sich daraus ergebenen „selbsterfüllenden Prophezeiungen“ ist.
Ich hoffe, dass diese sozialpsychologischen Erkenntnisse mehr und mehr und v. a. schneller ins gesellschaftliche Bewusstsein gelangen und zur „Glücksmehrung“ beitragen werden!
Vortraege & Bücher von Psychologen wie bspw. R. Betz gehen in dieselbe Richtung, der Eigenliebe, Authentizitaet & intrinsischen Motivation…!