Macht beeinflusst das Körpergefühl: Einer neuen Studie zufolge schätzen Menschen Gegenstände schwerer ein, wenn sie keine Macht haben.
„Macht erschöpft nur jene, die sich nicht haben“, soll der frühere italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti einmal gesagt haben. Wie Recht er damit hatte, zeigt nun eine neue Studie von Eun Hee Lee und Simone Schnall.
Im ersten Versuch befragten die Psychologinnen von der Universität Cambridge 144 Freiwillige, wie viel Macht sie im Leben spürten. Konnten sie andere Menschen leicht von ihrer Meinung überzeugen? Oder fiel ihnen das eher schwer?
Nun sollten die Probanden das Gewicht von zwei Kartons schätzen, die mit Büchern gefüllt waren. Der eine wog etwa 900 Gramm, der andere knapp vier Kilo. Das Ergebnis: Je weniger Macht die Befragten spürten, desto schwerer fanden sie die Kartons.
Im zweiten Experiment reichten die Forscherinnen 41 Probanden drei verschiedene Kartons. Der eine wog etwa zwei, der andere drei, der dritte vier Kilo. Zunächst sollten sie wieder das Gewicht schätzen, danach teilten Lee und Schnall die Freiwilligen in zwei Gruppen.
Die einen sollten drei Minuten lang eine ausladende Körperhaltung einnehmen, einen Arm auf die Stuhllehne legen, den anderen auf einen Tisch vor ihnen, die Beine weit spreizen. Die anderen sollten die Hände baumeln lassen, die Schultern senken, die Beine eng beieinander lassen.
Der Hintergrund: In der Vergangenheit konnten ähnliche Studien zeigen, dass die Körperhaltung das Verhalten beeinflusst. Wer äußerlich Macht demonstrierte, verhielt sich oft so, als würde er diese Macht tatsächlich besitzen.
Und auch Lee und Schnall waren mit ihrer Manipulation erfolgreich. Denn zuletzt reichten sie allen Personen wieder dieselben drei Kartons. Kurios: Die Macht-Gruppe fand die Kartons nun wesentlich leichter. Ganz anders war es bei jenen, die eher zusammengekauert dagesessen hatten: Sie fanden die Pakete im zweiten Durchgang schwerer.
Ähnlich war es im letzten Versuch. Hier sollte sich ein Teil der 68 Probanden an eine Situation erinnern, in der sie Macht verspürt hatten. Andere dachten an eine Begebenheit, in der sie machtlos gewesen waren, die dritten an ein Alltagserlebnis. Das Ergebnis: Nur die zweite Gruppe empfand die Pakete schwerer.
Offenbar verändert Macht die Art und Weise, wie wir Gegenstände physisch wahrnehmen. Oder genauer: Wer keine Macht hat oder sie gar entzogen bekommt, der spürt buchstäblich weniger Kraft – und eine größere Last auf seinen Schultern.
Quelle:
Eun Hee Lee und Simone Schnall (2014). The Influence of Social Power on Weight Perception. Journal of Experimental Psychology: General
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