Brauchen Sie noch einen Vorsatz für dieses Jahr? Wie wäre es mit folgender Absicht: Seien Sie doch mal weniger schadenfroh. Das ist zwar leichter gesagt als getan – aber es lohnt sich.
Folgende Situation: Sie bemerken, wie Ihr Kollege immer wieder dieselben Fehler begeht. Gar nicht mal aus Dummheit, sondern aus Unwissenheit. Ständig macht er in Besprechungen groteske Vorschläge oder widmet sich neuen Ideen, die er aber falsch angeht und daher kläglich scheitert. Wie reagieren Sie darauf?
Keine Frage, Häme und Spott liegen jetzt sehr, sehr nahe. Selbstverständlich heimlich, so dass es der Kollege nicht mitbekommt. Für solche fiesen Gedanken belohnt uns unser Gehirn sogar – sprichwörtlich. Im Jahr 2009 fand ein japanischer Forscher in einer Studie heraus: Schadenfreude aktiviert in unserem Gehirn das Belohnungszentrum. Mit anderen Worten: Wenn wir uns über andere lustig machen, fühlen wir uns gut – erst recht, wenn es sich um einen ungeliebten Kollegen handelt, der im Zweifelsfall auch noch ein Konkurrent ist.
Also geben wir uns weiter dem Katastrophentourismus hin, machen uns klammheimlich über seine Fehler lustig und erfreuen uns an unserer eigenen Brillanz. Aber mal ehrlich: Bringt das irgendjemanden weiter? Nein, ganz im Gegenteil.
Es ist doch so: Wenn Menschen etwas Neues ausprobieren, begehen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Fehler. Das gehört nun mal dazu. Aber umso wichtiger ist es, auf diese Fehler hingewiesen zu werden – sonst verrennen sie sich auf dem Holzweg. Und dann trauen sie sich künftig vielleicht gar nicht mehr, neue Wege zu gehen. Das ist der Tod jeglicher Innovation und Kreativität.
Erst kürzlich warnte das US-Magazin ‚Scientific American‘ in einem interessanten Artikel (.pdf) vor den Gefahren der Schadenfreude. Besonders in Gruppen behindere das heimtückische Gefühl eine vernünftige Zusammenarbeit und fördere stattdessen Neid und Missgunst. Im Extremfall sei Schadenfreude gar der Anfang gewalttätiger Auseinandersetzungen – dann nämlich, wenn wir unseren Mitmenschen nicht nur die Butter vom Brot nehmen, sondern gleich auch noch das Brot klauen.
Umso wichtiger ist es, sich dieses destruktiven Gefühls zu erwehren. Bleiben wir beim Beispiel des Kollegen, der kaum ein neues Fettnäpfchen auslässt. Wie wäre es, wenn Sie ihn in einer ruhigen Minute einfach mal zur Seite nehmen? Und ihn – je nach charakterlicher Stabilität – vorsichtig auf seine falsche Herangehensweise hinweisen.
Natürlich ist es wichtig, dabei weder dominant noch überheblich aufzutreten, sonst fühlt er sich vermutlich angegriffen. Aber ich bin fest davon überzeugt: Mit der richtigen Ansprache wird es Ihnen gelingen, ihn zum Nachdenken zu bringen. Mehr noch: Womöglich ist er Ihnen ja sogar dankbar für die Anregung – einfach deshalb, weil ihn bisher noch niemand darauf gebracht hat?
Und falls es Ihnen nicht gelingt, etwas zu verändern – ärgern Sie sich nicht. Sie haben es immerhin versucht. Das ist vermutlich schon viel mehr, als die meisten je tun würden.
Bei der Vorbereitung dieses Textes fiel mir übrigens mal wieder auf: Es gibt keine englische Übersetzung für das Wort Schadenfreude. Warum bloß?
RT @goldlamm: Da ist was dran! RT @jochenfischer Tückische Tugend – #Schadenfreude tötet #Kreativität http://bit.ly/eeypWc #Job #Karriere
Da ist sehr was dran! RT @jochenfischer Tückische Tugend – Schadenfreude tötet Kreativität http://bit.ly/eeypWc
Zu #Querdenken (@QuerDenkender @goldlamm @karriereweblog): Tückische Tugend – Schadenfreude tötet Kreativität http://bit.ly/eeypWc
Freut mich, dass sich das inzwischen geändert hat 🙂
»[…] und den Beitrag von Robinson hatte ich auch schon mal gepostet.«
Ich glaube, da war ich noch nicht regelmäßiger Leser dieses Blogs =)
@DieGurke: Dann habe ich mich in der Schlusspointe offenbar missverständlich ausgedrückt. Ich fand es nämlich durchaus erwähnenswert, dass das deutsche Wort Schadenfreude genau so im Englischen existiert – und dass es zwar ähnliche (!) Wörter im englischen Sprachgebrauch gibt, aber eben nicht genau dasselbe Wort. Natürlich kann das viele Gründe haben.
Nichtsdestotrotz vielen Dank für das Lob – und den Beitrag von Robinson hatte ich auch schon mal gepostet. Hier: https://www.alltagsforschung.de/zur-anregung-10-inspirierende-vortrage/
»Bei der Vorbereitung dieses Textes fiel mir übrigens mal wieder auf: Es gibt keine englische Übersetzung für das Wort Schadenfreude. Warum bloß?«
1. Die Aussager, es gäbe keine Übersetzung von ›Schadenfreude‹ ins englische, legt den Schluss nahe, das Konzept der Schadenfreude wäre im englischen Sprachraum unbekannt. Dem ist natürlich nicht so, denn ›Schadenfreude‹ IST ja gerade die Übersetzung von ›Schadenfreude‹ ins Englische. Warum nun gerade (neben vielen anderen) dieses Wort aus dem Deutschen übernommen wurde, ist natürlich eine andere Frage (kann aber auch verschiedenste Gründe haben).
2. Es gibt sehr wohl Übersetzungen von ›Schadenfreude‹, z.B. ›glee‹, ›spitefulness‹, ›gloating‹ oder ›mischievousness‹. Natürlich jeweils mit unterschiedlichen Konnotationen – wie immer bei Übersetzungen.
Darüber hinaus natürlich wieder ein interessanter Beitrag. Wie auch die Schule Kreativität tötet, erfährt man übrigens in diesem unterhaltsamen Vortrag:
http://www.ted.com/talks/lang/eng/ken_robinson_says_schools_kill_creativity.html
Tückische Tugend – Schadenfreude tötet Kreativität http://bit.ly/eeypWc
Tückische Tugend – Schadenfreude tötet Kreativität: Brauchen Sie noch einen Vorsatz für dieses Jahr? Wie wäre es… http://bit.ly/fVwPmK