Ungesunder Geist, ungesunder Körper – Lebenseinstellung hinterlässt Spuren

Sie wissen ja: „Mens sana in corpore sano“, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Einer neuen Untersuchung zufolge gilt auch das Gegenteil: Demnach wirkt sich die Lebenseinstellung langfristig auf die Gesundheit aus.

Ein kurzes Gedankenexperiment: Mal angenommen, Sie sind ein Jugendlicher, sagen wir 12 Jahre alt. Und man fragt Sie: Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit 35 noch leben? Eher gering, 50-50 oder sehr hoch?

Diese Frage mussten im Jahr 1994 knapp 21.000 amerikanische Jugendliche beantworten, die an einer repräsentativen Langzeitstudie teilnahmen. Die Befragten waren damals in der siebten bis zwölften Klasse.

Einige Jahre später kontaktierten die Studienautoren sie erneut: 1996, 2001 und 2008 – und stellten ihnen wieder einige Fragen. Diesmal erkundigten sie sich nach ihrem Lebensstil.

Die Forscher wollten beispielsweise wissen, ob die Teilnehmer jemals an Selbstmord gedacht oder den sogar versucht hatten; ob und wie viele Zigaretten sie täglich rauchten; ob sie viel Alkohol tranken und Marihuana oder andere Drogen konsumierten. Und siehe da: Die Wissenschaftler um Quynh Nguyen von der Northeastern Universität in Boston machten in ihrer nun veröffentlichten Analyse einige interessante Beobachtungen.

Im Jahr 1994 rechneten zwar nur 14 Prozent der Befragten damit, dass sie eine weniger als 50-prozentige Chance hatten, ihren 35. Geburtstag zu erleben. Doch genau dieser pubertäre Pessimismus hinterließ noch Jahre später seine Spuren. Denn genau jene Jugendlichen lebten als Erwachsene wesentlich ungesünder.

Sie tranken fast doppelt so häufig ungesunde Mengen von Alkohol wie ihre optimistischen Altersgenossen. Sie rauchten wesentlich mehr Zigaretten und konsumierten mehr Drogen. Und sie hatten sogar öfters Selbstmordgedanken in sich – oder einen Suizidversuch hinter sich. „Wer schon als Jugendlicher mit einem frühen Tod rechnet, zeigt noch Jahrzehnte später ein anderes Verhalten“, resümiert Nguyen.

Sie vermutet hinter dieser geringen Lebenserwartung eine Art von Hoffnungslosigkeit und Fatalismus. Und die kann dazu führen, dass Menschen, die ohnehin nicht an ein langes Leben glauben, auf sich selbst weniger Rücksicht nehmen.

In einem gesunden Körper steckt vielleicht ein gesunder Geist. Aber offenbar gilt auch das Gegenteil.

Quelle:
Quynh C. Nguyen et al (2012). Adolescent Expectations of Early Death Predict Adult Risk Behaviors. PLoS One

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