„Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie“, sagte einst der deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard. Wie Recht er hatte, zeigt nun auch ein US-Ökonom. Dessen Fazit: Vom Optimismus der Bürger profitiert die Wirtschaft.
Schon länger gehen viele Ökonomen davon aus, dass es vor allem emotionale Faktoren sind, die die Konjunktur beeinflussen: „Märkte werden durch animalische Geister bewegt, nicht durch die Vernunft“, meinte bereits in den Dreißigerjahren der britische Ökonom John Maynard Keynes.
Dem würde Alok Kumar wohl zustimmen. Der Managementprofessor von der Universität von Miami widmete sich in einer neuen Studie, die Sie hier kostenlos herunterladen können, folgender Frage: Wirkt sich der Optimismus der Einwohner positiv auf die Konjunktur aus?
Gemeinsam mit zwei Kollegen sammelte er zunächst verschiedene Daten, die laut Kumar über die Stimmung der Einwohner mitentscheiden. Einer dieser Faktoren war das Wetter – denn inzwischen gilt es als erwiesen, dass Menschen in Regionen mit gutem Wetter tendenziell optimistischer sind.
Der zweite Faktor war politischer Natur. Kumar analysierte, welche Partei in einem Bundesstaat die Mehrheit hatte – und ob diese Partei auch in den nationalen Gremien Senat oder Kongress den Ton angab. Denn auch das trage maßgeblich zum Wohlbefinden der Menschen bei. Der dritte und letzte Faktor waren Sportergebnisse: Kumar und Co. werteten aus, ob die Mannschaften eines Bundesstaates auch auf nationaler Ebene erfolgreich waren.
Aus all diesen Faktoren entwickelten die Wissenschaftler sozusagen einen Optimismus-Indikator und verglichen ihn mit wirtschaftlichen Daten – dem Einkommenswachstum, der Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Situation des Hypothekenmarktes.
Fazit: In Staaten mit ausgeprägtem Optimismus waren Rezessionen schwächer, das Wachstum höher und die Erholung nach einer Krise verlief rasanter als in Staaten mit hohem Miesepeter-Anteil. „Regierungen sollen zwar keine stimmungsaufheiternden Medikamente subventionieren“, schreibt Kumar, „aber unsere Studie deutet darauf hin, dass eine bessere Laune auch der Konjunktur hilft“.
Doch wie so oft stellt sich das Henne-Ei-Problem: Floriert die Wirtschaft, weil sich die Menschen gut fühlen? Oder fühlen sich die Menschen gut, weil die Wirtschaft floriert? Eine genaue Antwort gibt auch Kumars Studie nicht – doch einen Zusammenhang scheint es offenbar tatsächlich zu geben.
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